Wer bin ich? Was bin ich? Bin ich ich? Bin ich was ich bin? Diesen und anderen Fragen gehen wir in unserem Relikurs der Klasse EG 1/1 & 1/2 in der Unterrichtseinheit "Ich-Selbst" nach. In diesem Zusammenhang behandelten wir auch das Gleichnis Jesu von den Talenten, oder dem anvertrauten Geld, wie es hier heisst. Dazu der heutige Text aus der Reihe Anstöße des SWR 1 vom Mittwoch, dem 29. März 2006. Dieser Text hat mich sehr bewegt, so dass ich ihn an dieser Stelle zitieren möchte. [mehr.....]
Gabriele Landler spricht von einem Grafiti an einer Bushaltstelle. Da stehe in großen Buchstaben "ICH". Sie schreibt dazu: "Hätte ich auch mal Lust irgendwo ganz groß ICH hinzuschreiben? Oder es laut hinauszuschreien? – Ich weiß nicht. Aber dieses protzige ICH erinnert mich an Gefühle, wenn mir selbst die Anerkennung verweigert wird, wenn mir jemand – auch ohne Worte – sagt: „Du bist für mich eine Null.“ Unter all den Wandbemalungen gibt es eine besondere. Da steht eine Frage: Was ist Kunst? - Antwort: ICH." Und sie fährt fort: "Dieses ICH, das für mich immer noch keinen Namen hat, ist Kunst. Nicht der Schriftzug, der sicher nicht. Der Mensch, der dahinter steckt, der ist Kunst." Der Mensch als Kunstwerk Gottes. Gabriele Landler verweist auf dem Psalm 139, 14-16, wo es heisst: "Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, daß du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke. Als ich geformt wurde im Dunkeln, / kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen. Deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet; meine Tage waren schon gebildet, als noch keiner von ihnen da war."
Das also ist es, was wir glauben und auf was wir vertrauen dürfen. Was aber heisst das? Was macht mich denn zum Kunstwerk? Was zeichnet mich aus? Was ist schön an mir? Was sind meine Fähigkeiten und Talente, die Gott mir geschenkthat? In diesem Zusammenhang haben wir auch gemeinsam das Gleichnis vom vom anvertrauten Geld gelesen. (Mt 25,14-30)
Es ist wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofor begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.
Wir waren uns sehr schnell einig, dass Jesus hier nicht als Vertreter eines an der Profitmaximierung interessierten Kapitalismuss verstanden werden darf. Im Gegenteil. Jesus fordert uns auf, mit unseren von Gott jeweils zugeschrieben Talenten zu wuchern und sie eben nicht zu vergraben, denn wir werden eines Tages zu Rechenschaft gezogen werden, was wir aus unseren Talenten und Begabungen gemacht haben.
Dennoch haben wir uns auch die Frage gestellt, was wir wohl mit dem Talent in finanzieller Hinsicht machen könnten, um es zu vermehren. So verabredeten wir, dass jede Schülerin und jeder Schüler in der Klasse eine Euro als Einsatz stiftet und diesen Euro so gewinnbringend wie möglich einsetzt. Dieses Gewinn möchten wir anschließend spenden. Ich wünsche mir, dass meine Schülerinnnen und Schüler ihr jeweilige Prinzip der Gewinnmaximierung hier veröffentlicht.
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