Donnerstag, Oktober 30, 2008

Doc's Newsletter No 2

„Fragen stellen zu können, ist eine Fähigkeit, die man nie verlernen sollte. Das Lernen und Genießen sind das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Lernen ohne Genießen verhärmt, Genießen ohne Lernen verblödet“. (Richard David Precht)

Die ersten Wochen des neuen Schuljahres sind schon wieder rum. Die ersten Herausforderungen standen an, die ersten Schlacht wurden geschlagen. Und vielleicht gab es ja schon den ein oder anderen Sieg in der Schlacht. Ich hoffe jedenfalls, das Schuljahr hat bei Euch allen so begonnen, wie Ihr Euch das vorgestellt habt und Ihr im Sinne des obigen Zitates da Schuljahr bisher so erlebt habt. Dieses Buch möchte ich Euch wärmstens empfehlen, vor allem natürlich den Seminarkurslern, da es so was wie das Basiswerk unseres Seminarkurse werden könnten. Es enthält sogar ein Kapitel über meine Lieblingsserie Star Trek mit dem Titel: Mir Spock liebt. Was sind Gefühle? (vgl. ebd. 74-84)

Bei mir waren die letzen Wochen zwar etwas hektisch, aber insgesamt nicht uninteressant. Zum einen lag das in dem beiden Reisen nach Thüringen und Sachsen mit Abstechern auf der Wartburg bei nach Eisenach, Weimar und natürlich die Fahrt mit den Seminarkurses nach Dresde, zum andern am alltäglich Wahnsinn in der Schule. Aber das kennt ihr ja. Dresden besuchte ich das erste Mal im Jahr 1991, also kurz nach der Wende. Beindruckt hat mich damals die Ruine der Frauenkirche, die ja jetzt wieder in neuem Glanz erstrahlt. Umso weniger kann ich verstehen, dass sich viele Leute im Osten nach den alten Zeiten sehnen. Lest mal hierzu das spannende Dossier „Land ohne Gedächtnis“ in der ZEIT-Online von Stephan Lebert ( ). Was wissen junge Menschen noch von der Zeit vor der Wende. Viele Menschen wollten einfach nicht (mehr) wahrhaben, dass die DDR eine Diktatur war.

Apropos Gedächtnis. Wer sind wir eigentlich? Und was wissen wir über uns? Was macht uns glücklich, und warum? Das ist nicht nur eine Frage nach der Selbsterkenntnis, also die Frage nach dem ICH, dem Bewusstsein usw.. Es ist auch die Frage nach den Wurzeln unseres Volkes. Das ZDF – vielfach gescholten wegen Niveaulosigkeit (siehe unten) – startete am Sonntag eine grandiose Geschichtsreihe - Die Deutschen. Diese Sendungen solltet Ihr Euch ansehen.. Das ist spannender Geschichtsunterricht, der bildet.

Apropos Bildung. Vielleicht habt ihr ja den Skandal miterlebt bei der Verleihung des Fernsehpreises, als Marcel Reich-Ranicki den Preis nicht annahm und eine Debatte um Qualität des Fernsehen anstieß.

Dazu schrieb Christoph Amend: "Marcel Reich-Ranickis Auftritt bei der Fernsehpreis-Gala hat gezeigt, was dem Medium fehlt: Spontaneität, Esprit und Haltung ." Christof Siemens urteilt in der selben Ausgabe: "Die TV-Grabbelkiste ist eine Schule des Sehens. Von Dieter Bohlen lernt man darin genauso viel wie von Marcel Reich-Ranicki." Kurz gesagt, ich finde Reich-Ranicki hat Recht. Wie eine Sendung wie "Deutschland sucht den Superstar" einen Preis bekommt, kann wohl nur an der Quote liegen. Abgesehen von ein paar qualitativ guten Programmen, die leider immer viel zu spät kommen, bekommt das deutsche Publikum, was es verdient. Aber vielleicht sollten die Machen von Big Brother sich wirklich mal die Mühe machen und George Orwell's Nineten Eigthy Four noch mal lesen. Und die Diskussion um Elke Heidenreichs Sendung "Lesen" sagt ja alles. Hab deshalb auch gerade den Film Free Rainer wieder angeschaut. Der ist aktueller den je. Ein Film gegen Trash-TV.

Momentan beschäftigt die Welt neben der globalen Finanzkrise die Frage, wer der nächste amerikanische Präsident werden wird. Nächste Woche wird gewählt. Und vermutlich wird es Barak Obama werden. Dazu habe ich einen Artikel des irischen Schriftstellers Colm Toibin "Wir alle haben diesen Zorn". Er vergleicht Barak Obama mit einem der bedeutendsten afro-amerikanischen Schriftsteller James Baldwin, der mit seinem Roman "Go Tell It On The Mountain" berühmt wurde. Eines meiner Lieblingsbücher ist für mich sein Drama "Blues for Mr Charlie" aus den Sechzigern, in der er der Frage nach geht, ob Amerika den Schwarzen die Annerkennung und Würde zuerkennt, die Ihnen zusteht, kulminiert in der Antwort des schwarzen Predigers Meridian, dessen Sohn von einem Weißer ermordet wurde, weil er ihn angeblich beleidigt hat. „You know, for us, it all began with the Bible and the gun. Maybe it will end with Bidle and the gun. " Nun scheint es 40 Jahre nach der Ermordung Martin Luther Kings einen Präesidenten zu geben, der eine andere Hautfarbe hat, was Hollywood übrigens schon lange thematisiert hat, wenn man z.B an die Staffeln 24 und den schwarzen Präsidenten David Palmer ) denkt. Übrigens hat auch Morgan Freeman bereits den Präsidenten gespielt. Weitere Links dazu: Amerika's Präsidenten im Spuiegel Hollywoods; Das Weiße Haus taugt auch als Studio.

Zum Schluss noch eine Geschichte aus Paul Watzlawikss „Anleitung zum Unglücklichsein“ (1996, 37f).
Die Geschichte mit dem Hammer: "Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's mir wirklich. — Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er »Guten Tag« sagen kann, schreit ihn unser Mann an: »Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel !«

Donnerstag, Oktober 23, 2008

Leistung lohnt sich! - Ja, warum auch nicht!

Leistung lohnt sich! So heisst die Überschrift des Artikels von Sybille Volkholz in Die ZEIT Nr. 41, 1. Okt. 2008, 73. Sie bemängelt u.a im Deutschland nach Pisa, dass Leistung nicht genügend gewürdigt werde, im Gegensatz etwa zu kanadischen Schulen. Dort seien Schüler stolz, wenn sie etwa als "the best of the week" ausgezeichnet würden, während hier in Deutschland Schüler, die etwas wissen und leisten wollen, als Streber gebrandmarkt würden. So schreibt sie: "Eine eindeutig positive Orientierung an Leistungskriterien könnte aber leistungssteigernd wirken und sozial weniger selektiv. Denn wo die Leistung nicht gefordert und gefördert wird, da schlägt die Herkunft durch. Der zurückhaltende Umgang mit Leistungsforderungen kann durchaus jenen den Ansporn verweigern, die ihn am meisten benötigen. Schülerleistungen hängen wesentlich von der Leistungsorientierung der Lehrkräfte, der Eltern, des schulischen Umfelds und der Politik ab. Konsistente hohe Leistungsanforderungen, verbunden mit einem lernfreundlichen Klima, sind die besten Voraussetzungen für hohe Schülerleistungen." (Ebd. 73)

Dem kann ich aus meiner eigenen Erfahrung nur zustimmen. Die Gründe dafür sieht sie u.a. in einem Bildungsbegriff aus der Tradition des 19. Jahrhunderts, der Bildung als zwecksfrei definiere, quasi als "Abgrenzung zur ökonomischen Massenproduktion". Dieser anti-ökonomische Reflex des Bildungsbürgertums befördere die Selektivität unserer Schulen erheblich, schreibt sie weiter. Insbesondere die Auffassung Bildung dürfe keinen Verwertungsinteressen unterworfen werden, habe sich zu lange gehalten. Und was habe man dagegen, dass man, wie die OECD-Studie es tue, zu überlegen, welche Kompetenzen, welche Fähigkeiten ein Schüler im späteren Leben haben muss. Aber wer danach frage, wie man in der Welt zurechtzukomme, mache "sich immer schon ökonomischen Nützlichkeitsdenkens schuldig."

Mit Günter Biemer plädiere ich jedoch für einen Bildunsgbegriff der "geistlichen Weite" (vgl. Biemer, Bearbeite Granit mit dem Rasiemesser...., 1988, 175). Bildung hat einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung eines Menschen, und trägt demnach diesen Selbstzweck in sich. Schon der amerikanische Philosoph und Pädagoge John Dewey bemängelte, dass, wenn eine Schule nur als Vorbereitung für eine mehr oder weniger ferne Zukunft gesehen werde, diese nicht wahrhaft bildend sei. Bildung scheitere, so Dewey, wenn "....it conceives the school largely as a place where certain information are given, where lessons are to be learned, or where habits are to be formed. The value of these is conceived as lying largely in the remote future; the child must do things for the sake of something else he is to do...As a result they do not become a part of the life experience of the child and so are not truly educative." (zitiert in: The Philosophy of John Dewey, ed. by John J. McDermott, Chicago, 1981, 445f)

Der große Theologe John Henry Newman plädierte bereist in seiner "The Idea of a University" für die Bildung als Selbstzweck, weil: "such is the constitution of the human mind, that any kind of knowledge, if it be really such, is its own reward"(John Henry Newman, The Idea of University, Notre Dame 1960, 77). Newman spricht zwar von der Aufgage einer Universität, wenn er Bildung als einen Prozess versteht, der den Menschen mit dem gesamten Umkreis des Wissens in Verbindung bringe (vgl. ebd, 175). "Eine Verfassung dess Geistes wird geformt, die das ganze Leben hindurch anhält: Freiheit, Unvoreingenommenheit, Gelassenheit; Maßhalten und Weisheit seien ihre charakteristischen Merkmale", schreibt Newman (zit. in: ebd. 197.) Genau darin unterscheide sich Bildung von Lehr-Unterrichts- und Forschungsstätten, "denen es mehr um Ausbildung vestimmter Fähigkeiten als um universale Bildung gehe." (Ebd. 175)

Doch dies trifft eben auch auf die Schule zu, die ja junge Menschen zur Studierfähigkeit (aus-) bilden soll. Gerade in der aktuellen Bildungsdebatte kann man immer wieder diese Elemente finden, wie der Artikel von Sybille Volkholz beweißt. Ausgerechnet die Bundesbildungsministerin Annette Schavan wandte sich sich in einem Podiumsgespräch auf der Didakta 2008 in Stuttgart entschieden gegen eine Ökonomisierung von Bildung. Kompetenzen und Fähigkeiten sind wichtig um im späteren Leben - auch in der Berusfwelt - bestehen zu können. Aber das Ziel muss letztlich immer der Mensch und sein Interesse an der Entfaltung seiner Persönlichkeit sein. Bildung darf sich eben nicht an den wirtschaftlichen Interessen orientieren.

Dass diesem "Selbstzweck zur geistigen Weite" die Leistung nicht im Wege steht, das Schüler gefordert und gefördert werden müssen, versteht sich meines Erachtens von selbst, aber eben um der Persönlichkeit willen, und nicht aufgrund eines wie auch immer erhofften oder ersehnten Erfolgs in den Augen der Gesellschaft. Schule darf sich nicht als Erfüllungsgehilfe gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Interessen verstehen, sondern steht einzig und allein im Dienst am Menschen.

Dienstag, Oktober 21, 2008

The American Dream still goes on.......

The recent crisis in the financial world has again triggered the question - and, of course, criticism - of America's leading role in the world and the American Dream. According to Matthias Nass (cf. "Verrat am amerikanischen Traum", in: Die ZEIT No 41, Oct 1, 2008, 4.) we all are involved in this crisis. "Der amerikanische Traum, das ist ja nicht nur die Freiheit, sehr schnell sehr viel Geld zu verdienen. Vielleicht ist er das sogar am wenigsten. Es ist vielmehr der Traum von der Freiheit des Bürgers, seiner Gleichheit, seiner Mitgestaltung des Gemeinwesens, der Ausschöpfung all seiner Talente und Möglichkeiten. Und, nicht zuletzt, von der demokratischen Korrektur gesellschaftlicher und politischer Irrtümer." (Ebd. 4) This dream which is also our dream has been dammaged and betrayed by Bush Administration. And we have to pay the price now. [See also: Jann Ross, "Helden des Rückzugs", in: Die ZEIT N0 41, Oct. 1, 2008, 4]

Michael Nauman doubts (cf. "Der amerikanische Traum" in: Die ZEIT (Nr. 41, 1. Okt.2008, 49f), that the United States and the promise of freedom, individual rights and the pursuit of happiness will be destroyed by the eight years under George Bush and by the current financial crisis . This dreams still exists in at least six different varieties, the oldest being written in the very document which declares America's independence asn well as in the Constitution from 1793.

The second dream , he continues, lays virtually behind the natural borders of the first frontier - the West which promised a new adventure of freedom and individual happiness, a dream which was voiced and symbolized by John Gast's painting Manifest Destiny. Within some 100 years thousand of settlers conquered and tamed this vast continent and thus laid the foundation of the modern political, economic and technological superpower. The West proved t be second challenge for a young and strong nation, whose people thought - and still think - that everything is possible. It is the area where America can regenerate and rejuvenate itself again and again as that famous hero Natty Bumppo in James Fenimore Cooper's Leatherstocking tales, although the price was paid by the genocide of Native Americans and African Slaves.

The third aspect of this dreams lies in the promise of unlimited opportunities where everyone can become rich, a governor or even get into the White House. "Emanzipatorische Träume der Selbstverwirklichung konnten in den USA schneller Wirklichkeit werden als anderswo. Je weiter weg von den kulturellen, aus Europa mitgeschleppten Bindungen der Ostküste, umso besser. Kaliforniens Lebensstil, California Dreaming in den Worten der Mamas and the Papas, der kultivierte Jacuzzi-Hedonismus, die Religionsfreiheit im Supermarkt der Sekten und alternative Lebensstile, homosexuelle Emanzipation, Scheidungen à la carte und Massenmobilität (»Der typische Kalifornier ist ein zweitüriger Chevrolet«, so ein Spötter in den fünfziger Jahren): Dies alles kulminierte in den sechziger Jahren in der kurzlebigen messianischen Hippie-Euphorie – und endete schließlich um die Jahrtausendwende in einem politischen Katzenjammer, in der Blüte eines neuen kalifornischen Erwerbszweigs, dem privaten Betrieb von Zuchthäusern." (Ebd. 50)

Dream No 4 and 5 seem to have been destroyed or have become nightmare - from America's defeat in Vietnam to Bush's war in Iraque and the small happy dream of evey citizen owning his own house.

The last probably the most important dream is the belief of leading politician and intellectuals, so Michael Nauman, in the power of regeneration in the spirit of those people who once framed the Constitution. "Und wer wollte leugnen, dass diese erstaunliche Fähigkeit das gelöste Rätsel des amerikanischen Traumes ist?" (Ebd. 50 ). As Al Gore once stated druing his campaign fpr presidency: What makes America strong is the belief in its values dan tradtitions.