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Sonntag, April 19, 2020

Corona: Leben in der Krise 2 - Corona als Chance?

Versöhnung mit der Umwelt?

In einem früheren Post  schrieb ich über die Möglichkeit angesichts der Kontaktsperren bzw. Kontakttreduktionen die Zeit zu Hause zu nutzen für die persönliche Reflexion durch Besinnung auf das Wesentliche im Leben. Wie kann ich die Krise für nutzen? Welche Chancen eröffnen sich mir durch die erzwungene Einsamkeit? Wie kann ich achtsamer mit mir, den Mitmenschen und der Mitwelt umgehen lernen, durch Nachdenken, Meditation und Selbstreflexion hin zu eine nachhaltigen Lebensstil? Albert Schweitzers Ethik in Bezug auf die Ehrfurcht vor dem Leben kann man u.a. ablesen an seinem Satz: "Ich will leben, in Leben, das leben will". Könnte das eine Erkenntnis der aktuellen Krise sein? Alle Experten sind sich wohl einig, dass die Welt nach Corona nicht mehr die gleiche sein wird. Wird die Menschheit weiterhin solidarisch bleiben? Wird die Welt näher zusammenrücken, weil die Menschen vielleicht erkannt, dass dass die Pandemie nur gemeinsam zu besiegen ist, weil Covid-19 keine Grenzen kennt? Die Krankheit ist in China ausgebrochen, und nach anfänglichem Vertuschen - auch aktuell wohl bei der Zahl der Todesfälle - wurde Hilfe geleistet, jetzt leistet China Hilfe und schickt Schutzkleidung, Masken etc. z.B. in die USA - da sei einmal jenseits der politischen Agenda der Machthaber in China gesagt.

Wird sich diese Erkenntnis auch beim Klimaschutz durchsetzen. Darüber hatte ich ja auch schon geschrieben (s. Post v. 9. April 2020)

Jedenfalls spricht momentan immer noch niemand über die Folgen für die Umwelt. Es scheint, asl ob momentan durch die immensen  Summen, die bereitgestellt werden um Unternehmen - große und kleine, Menschen, die in Kurzarbeit geschickt werden oder gar ihren Arbeitsplatzt verlieren. Wird nach der Krise noch stärker um Ökonomie als Ökologie gehen? Der Druck wird weltweit größer, Wirtschaft und Industrie wieder hoch zufahren.

Momentan sieht es ja gut aus - kein Lärm auf den Straßen, weniger Abgase, niedrigere Energieverschwendung, z.B. durch den Luftverkehr,  insgesamt ein entschleunigteres Leben? In China sei der Ausstoß der Klimagase um ein Viertel gesunken, in Deutschland werden wohl die Klimaziele erreicht.

 Ist die Versöhnung mit der Natur doch möglich?, fragt Petra Pinzler (in: DIE ZEIT  v. 16. April 2020). Natürlich, jeder Todesfall durch den Virus ist einer zuviel. Aber wie viele Menschen werden in Zukunft ihr Leben verlieren, wenn wir nicht gegensteuern um die globale Erwärmung zu verhindern? Das genau war ja das Anliegen von Greta Thunberg und der Fridays-for-Future Bewegung. Welche Folgen wir das Ende der Pandemie für die Umweltpolitik und den Klimaschutz haben? Werden wir den Umweltschutz ganz aus den Augen verlieren, wenn die meisten Ökonomen von der Politik fordern "die Wirtschaft schon bald wieder ankurbelt, um die Folgen der Krise zu überwinden? Die Autorin erinnert in diesem Zusammenhang an die Dystopie, der Amerikaner David-Wallace Wells in seinem Buch "Die unbewohnbare Erde" beschreibt.



Allerdings glaube Robert Habeck nicht an einen Katharsis Effekt.""In dem Maße, in dem wir die Krise in den Griff bekommen, werden die Debatten wiederkommen, nur in einem grelleren Licht und einer größeren Wucht", zitiert Petra Pinzler der Grünenchef. 

Warten wirs ab.

Donnerstag, April 09, 2020

Corona Chronicles - 01.04- 09.04. 2020

Donnerstag, 9. April 2020

Schwerpunkt Corona-Krise in den USA

Mittlerweile sind die USA am stärksten von der Corona-Krise betroffen. Dazu einigen Artikel aus der heutigen Presse. 

  • Spiegel Online: Afro-Americans und Hispanics in den USA vom Coronavirus überproportional betroffen.Besonders die afroamerikanische Bevölkerung  sei überproportional von Covid-19 betroffen. Ursachen dafür sei Amerikas Ursünde des Rassismus, schreibt Marc Pitze in der aktuellen Spiegel Online Ausgabe vom 9. April 2020.  So sei z.B. in New York, aktuell der größte Corina-Krisenherd,was die Zahlen der Infizierungen und Todesfälle unter African-Americans und Hispanics  mit 20 bzw. 23 Prozent mehr als doppelt so hoch wie unter Weißen. Ein Grund sei, dass diese Bevölkerungsgruppen einfach "entblößter" seien. Dazu komme noch die medizinische Unterversorgung in den neighborhoods meist sehr schlecht seien, kritisierten Bürgerrechtler. Vor allem der Präsident der traditionellen Bürgerrechtsorganisationen NAACP Derrick Johnson, Schwarze seien auch bei der Zuteilung der Corona Tests benachteiligt. Dazu komme, dass Afroamerikaner aufgrund ihrer Geschichte der medizinischen Versorgung eher misstrauisch seien. Am Dienstag (7. April 2020) meinten Präsident Trump und sein Berater Anthony Fauci, dass Afroamerikaner stärker betroffen seien. Da läge an den Vorerkrankungen wie Asthma, Bluthochdruck, Diabetes und Adipositas. Es sei sehr traurig. Allerdings wurde wohl nicht hinterfragt, warum das so sei. Auch dafür ließen sich genügend Gründe finden, bei denen ebenfalls die Ungleichheit durch Rassismus und Diskriminierung eine Rolle spielt, offensichtlich ein weiterer Beweis, dass für das Leben eines Großteils der ethnischen Minderheiten eher einem  "American Nightmare", als "American "Dream" gleichkommt.
  • F.A.Z. Net: Majid Sattar berichte aus Washington.
    Er fragt sich, ob sich hinter diesen Zahlen ein Zeichen von institutionellem Rassismus sei stecke, da besonders diese Bevölkerungsschichten besonders unter Armut, schlechter Ernährung, Krankheiten leide.
  • F.A.Z. Net: Corona-Krise in Amerika 17 Millionen neue Arbeitslose in 3 Wochen.
    In der vergangenen Woche hätten sich 6,60 Millionen Amerikaner arbeitslos gemeldet, laut den Arbeitsministerium. in Washington. Aufgrund der Corona Pandemie sei der boomende Jobmarkt Amerikas in eine Talfahrt in Richtung Arbeitslosigkeit geraten. Laut aktueller Berechnungen soll die Quote von 3,5 rasant in die Höhe schnellen. Auch für Weltwirtschaft rechnet der IWF) wegen der Coronavirus-Pandemie mit einem katastrophalen Jahr.„Wir sind mit einer noch nie dagewesenen Krise konfrontiert“, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Donnerstag. „Wir erwarten die schlimmsten wirtschaftlichen Konsequenzen seit der Großen Depression." 
Aktuelle Videos zum Thema

Zum Schluss: Gibt es auch was positives über Corona zu sagen?

Immer wieder wird auch davon gesprochen, dass die aktuelle Krise sich nachhaltig auf die Umwelt auswirken könnte. Die Mobilität könnte auch nach der Krise auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Die Reiseindustrie rechnet zumindest mit dem Rückgang eines weltweiten Tourismus.
Die Fluggesellschaften befürchten schon einen Einbruch der Passagierzahlen auch nach dem Ende der Krise. Offensichtlich plant Lufthansa seinen Airbus 380 nun endgültig am Boden zu lassen.

Das Klima-Thema scheint momentan ganz aus Focus geraten zu sein. Angesichts dramatischer Einschränkungen des täglichen Lebens zur Eindämmung der Pandemie gebe es halt einen Unterschied zwischen Klimaschutz und Seuchenschutz, meinte Richard David Precht in der DIE ZEIT vom 2 April, obwohl vermutlich noch viel mehr Menschenleben in Gefahr sind, wenn wir die globale Erwärmung nicht bald in den Griff bekommen. Hier steht ja die Zukunft der Menschheit insgesamt auf dem Spiel, und nicht die Gesundheit der Menschen und er Wirtschaft. Aber "die Klimakatastrophe ist gefühlt immer noch weit und sie kostet keinem das Leben - zumindest nicht in Deutschland."  Momentan folgt ja die Politik den Experten und Wissenschaftler und setzt die Vorschläge auch konsequent um. Warum ist es dann für den Schutz der Umwelt für zukünftige Generation nicht ebenso möglich? Antwort Prechts Corona sei konkret und unmittelbar, beim Klima "abstrakt und diffus". Zudem würden sich nur die Vorausschauend und die Vernünftigen fürchten, vor Corona leide auch die "Bornierten".  Eine weltweit gemeinsame Anstrengung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, endlich den Voraussagen der Klimaforscher zu glauben bleibt wohl noch länger seine schöne Utopie. [siehe dazu auch Corona News 1 März 2020, Post vom 25. März 2020)]

Meldung heut in der F.A.Z v. 9. April 2020. "Endlich Ruhe fürs Rhinozeros", schreibt Thilo Thielke aus Kapstadt. Das Jagen und Töten der Tiere sei zurückgegangen, auch durch große Anstrengungen diese Tier zuschützen. Die aktuelle Lage und das rigorose Vorgehen der Behörden schützen momentan die Nashörner in Südafrika. Auch mal eine gute Nachricht. 

Montag, 6. April 2020

OK, zugegeben, ich bin eine Maulheld, weil ich ich über die Corona-Krise poste, quasi als mein Corona-Tagebuch.  Laut Katharina Teutsch sei das ein ganz neues Genre. (Die Stunde der Maulhelden, in der  F.A.Z. vom 6 April.  So seien Googletreffer von 6910100 beim Begriff Corona-Tagebuch Beweis genug. "Ein Musterbeispiel [..]: „Ein Krankenpfleger hatte am 3. Februar den 2019- COVID-19-Fall gewaschen und abgesaugt, und dabei eine OP-Maske, einen Schutzkittel und Handschuhe getragen."  Na bravo, sag ich da nur. Das erinnert mich an die Einträge von Schülern in den Anfangszeiten, etwa "heute schon gechillt? oder "Guten Nacht Welt". Ich habe mich schon damals gefragt welche kommunikative Kompetenz dahinter stecken mag. 

Allerdings scheinen die Namen, die Katharina Teutsch in diesem Zusammenhang nennt, zuerst mal gar nicht so verdächtig. Das ist zum einen der Philosoph Wolfgang Schmidt, der auf das Anliegen einer Hörerin, die sich um Ihre Freiheitsrechte Sorgen macht meint sagen zu müssen, "Wir wüssten Positives mehr zu schätzen, wenn wir mit dem Negativen Bekanntschaft gemacht hätten. 

Oder Philipp Hübl. Er führte in "Kultur", eine Sendung von 3Sat philophische Grundbegriffe ein, etwa David Humes Begriff von negativer Freiheit als Freiheit von "..von Krankheiten, Monarchen, Gottesgnadentum und anderen blöden Traditionen", während bei Kant die positive Freiheit im Vordergrund stehe. So sei das Homeoffice Beispiel von "positiver Freiheit" Es könne auch eine Bürde sein, aber man möge dann wenigstens Steuererklärung machen oder den Keller ausmisten, um aus der „existenziellen Verunsicherung rauszukommen."

Ok, also keine Philosophen zum Thema Corona mehr, hinzu den Naturwissenschaften , wie der Astrophysiker Harald Lesch meint - eigentlich schätze ich den - so Teutsch. "Der sieht nämlich jetzt die Stunde der Naturwissenschaft gekommen...und zwar als Alleinherrscherin über alle anderen Disziplinen.".

Dagegen schätzt die Gert Scobel, der zwischen Wissenschaftspositivismus und philophischer Corona-Parties " (Teuscht) in seinem Wissenschaftsmagazin Wissen Hoch2 zum Thema Corona, Ethik und der Mensch vom 2 April 2020 mit Experten und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen die Herausforderungen der Corona-Krise thematisiert, ob z.B. ein Todkranker behandelt wird oder nicht, und wer das dann entscheide, und auf welchen Grundlage. Für Katharina Teutsch eine wahre Sternstunde. Hier noch zwei weitere interessant Clips von Gert Scobel auf youube.



Erheben wir unser Glas auf die Philosophie, die uns in allen Lebenslagen trösten kann. 



Zum Thema ethische Verantwortung und Aufgabe des States sei hier auch auf den Artikel von Udo Di Fabio An den Grenzen der Verfassung der F.A.Z. vom 6.  April 2020 hingewiesen. Er geht der Frage nach, was der Staat in Krisenzeiten eigentlich darf und was nicht, was ja zugegeben ein komplexes Thema ist, wenn es um die Frage geht, ob der Lockdown eines Landes  und die Blockierung von Wirtschaftszweigen durch den Bund gerechtfertigt sei, die Gesundheit und das Leben der Menschen zu schützen. Es gehen immer um die Güterabwägung. In mehreren europäischen Ländern erfolge (vereinzelt?) bereits die medizinische Versorgung "nach den harten utilitaristischen Gesetzen des Schlachtfeldes: Wer hat die höchste Überlebenschance, wer belastet das Versorgungssystem über Gebühr?" Wobei wir wieder bei dem altem Dilemma wären, darf man ein gekapertes Flugzeug, das von Terroristen auf ein Atomkraftwerk gesteuert wird, abschießen. Nein, sagt das Bundesverfassungsgericht. Aber genauso hatten die USA nach 9/11 Foltermethoden wie Waterboarding gerechtfertigt um Amerika und seine Menschen zu schützen. Wie scheinen erneut vor einem schier unlösbaren Problem zu stehen, wenn die die Rate der Infizierten weiter so schnell steigt und unserer Gesundheitssystem an seine Grenzen stößt, von den Folgen für Volk, Wirtschaft und Staat ganz abgesehen.   

Sonntag, 5 April 2020

Aktueller Stand:  97351 Infektionen, 1524 Todesfälle [Quelle: Statista, abgerufen am 05.054.2020, 18:3 Uhr]

Heute ist Palmsonntag, der Tag, an dem Jesus in Jerusalem einzog. "Am Tag darauf  [NB: dies bezieht auf die Salbung von Bethanien, Joh 12, 1-11] hörte die große Volksmenge, die sich zum Fest eingefunden hatte, Jesus komme nach Jerusalem. Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen, und riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels! Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf - wie es in der Schrift heißt: Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Fohlen einer Eselin. (Joh 12,12-15).

Traditionell beginnt an diesem Tag die Karwoche, der Beginn der Passion Christi. Doch in diesem Jahr 2020 der Corona-Krise seit Wochen menschen leer, und werden es auch in der Kar- und Osterwoche sein.

Als Papst Franziskus vor ein paar Tagen auf dem der Petersplatz in Rom, angesichts der Corona-Pandemie der Stadt und dem Weltkreis ("Urbi et Orbi") den Segen erteilt. Wir seien verängst, mein der Papst, alles sei leer und finster, wir alle fühlten uns verloren, ja gelähmt, meint der Papst, wie die Jünger Jesu, die mit Jesus im Boot sitzen, vor einem Sturm Angst haben unterzugehen, und Jesus schläft einfach. " Wie die Jünger des Evangeliums wurden wir von einem unerwarteten heftigen Sturm überrascht. Uns wurde klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind, aber zugleich wichtig und notwendig, denn alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen. Auf diesem Boot befinden wir uns alle." (Papst Franziskus"Wach auf, Herr! in der vom 3. April 2020.

Es waren beeindruckende Bilder, wie der Papst einsam und verloren bei Regen auf dem Peterplatz seine Ansprache gab und seinen Segen spendete. Auch Gregor Maria Hoff in der Zeit vom 3. April 2020 war beeindruckt von dieser unwirklichen Atmospäre. Diese Stille berührte alle, die in Quarantäne die Welt wahrnehmen und momentan nur kontaktreduziert leben"  "Schläft Gott jetzt?, fragt der Autor in seiner Bildbetrachtung. "Gerade weil diese Frage im Raum steht, setzt der Papst auf den Ausnahmefall dieses besonderen Segens." In umgebe eine Aura, aber ohne Magie. "Er [der Papst) aktiviert stattdessen die Kraft eines Glaubens, der sich in Achtsamkeit und Respekt, in der Zuwendung zu jedem einzelnen Menschen zeigt.[...]" Der Papst setze ganz bewusst auf das Gebet, denn "...es schaft schafft eine Gemeinschaft, die die Leere im Leben überwindet und in der Verbindungsform des Gebets realisiert, worauf sie setzt". 

Papst Franziskus  schließt seine Ansprache mit den Worten. "Liebe Brüder und Schwestern, von diesem Ort aus, der vom felsenfesten Glauben Petri erzählt, möchte ich heute Abend euch alle dem Herrn anvertrauen und die Muttergottes um ihre Fürsprache bitten[...].Von diesen Kolonnaden aus, die Rom und die Welt umarmen, komme der Segen Gottes wie eine tröstende Umarmung auf euch herab. Herr, segne die Welt, schenke Gesundheit den Körpern und den Herzen Trost. Du möchtest, dass wir keine Angst haben; doch unser Glaube ist schwach und wir fürchten uns. Du aber, Herr, überlass uns nicht den Stürmen. Sag zu uns noch einmal: "Fürchtet euch nicht" (Mt 28,5). 

Samstag, 4. April 2020

Laut den Aussagen des RKI- Chefs Prof. Wieler würden die Maßnahmen gegen Corona wirken. Ein Infizierter würde nur noch eine weitere Person angesteckt. (Vgl. FAZ Nr. 81, vom 4. April 2020, 1). Hoffen wir weiter, dass der Spuk bald ein Ende haben wird.

Am 25. März schrieb ich einen Eintrag über Verschwörungstheorien bezüglich der Zahlen, die laut Statistiken veröffentlicht werden. Zudem verlinkte ich auch einen Video-Clip von Harald Lesch.(s.u.)
Vgl. auch die posts von Wolfgang Meyerhöfer (FAZ Nr 79, 2. April 2020, 8) und  Thomas Grundmann (FAZ usgabe: Nr. 80, 3. April 2020, 12).

Heute weist Sibylle Anderl (Wie tödlich ist Covid 19?, in: FAZ 4. April 2020, 5) darauf hin, man müsse vorsichtig sein. Offensichtlich variierten  die Berechnungsmethoden für die Zahl der Infizierten und der Todesfälle. Dies bräuchte man aber, um entsprechende weiter Maßnahmen zu treffen. Die wichtigst Frage dabei sei, wie "lautet die Sterblichkeitsrate von Covid 19?" Neben unterschiedlichen Zählungen - ist ein Patient  an Vorerkrankungen gestorben sei, und auch infiziert gewesen sei, auch zu den Corona-Toten zu zählen? Auch das Testverhalten habe einen Einfluss auf die erhobenen Daten. (ebd.5). Die Sache sei eben etwas komplizierter. Wissenschaft lebt ja vom Zweifel uns der Kontroverse. Deshalb sei an dieser Stelle auch auf zwei Videos verwiesen, die ich gestern zufällig auf youtube gefunden hatte. Sie stammen von Kaiser.tv
 
  

Freitag, 3. April 2020

Aktuelle News:
  • Schlagzeile: Amerikas Arbeitsmarkt bricht zusammen. (S. FAZ Nr. 80, 3. April 2020, 1) In der vergangen Woche hätten sich 6,64 Millionen neu arbeitslos gemeldet.Man vermutet eine ein Arbeitslosenquote von 10 % sei möglich. Siehe auch: Amerikas Arbeitsmarkt kollabiert, in: ebd. 15) Dazu der Kommentar von Alexander Armbruster, faznet, 2. April 2020.
  • Auch ZEIT online berichtet darüber: USA verzeichnen mehr als 1.000 Todesfälle an einem Tag. "Insgesamt zählte die Johns-Hopkins-Universität bis Donnerstagabend 5.926 Todesfälle in den USA. Laut den Prognosen der US-Regierung könnten in den USA zwischen 100.000 und 240.000 Menschen an der von dem Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 sterben." Der Anstieg hänge auch zusammen, dass mehr getestet werde.
  • Der Spiegel berichtet zur Aufhebung des Lockdowns: Ich gehe nicht davon aus, dass alles auf einmal wieder geöffnet wird. Der RKI-Chef Lothar Wieler warnt: "Wir stehen am Anfang dieser Epidemie und wir dürfen mit den Regeln nicht nachlassen. 
Interessant im Zusammenhang mit den Ansteckungszahlen müsse man vorsichtig sein, schreibt Thomas Grundmann in seinem Artikel Wer verdient Vertrauen? in der F.A.Z. vom 3. April 2020. Die Ansicht von Experten würden sich oft ändern. Dazu zählt er auch Prof. Drosden. Außerdem würden Experten nicht mit einer Stimme sprechen. Dennoch solle man den Experten vertrauen, da sie täglich mit neuen Erkentnissen konfrontiert werden. Deshalb kann es sein, dass dies Erkenntnisse im Nachhinein sich als falsch herausstellten. Die englische Seite  OffGuardian)  veröffentlichte eine Liste von Experten, die die veröffentlichen Zahlen kritisch sehen. u.a. Karin Mölling. "Every week a person dies in Berlin from multi-resistant germs. That adds up to 35,000 a year in Germany. This is not mentioned at all. I believe that we have had situations like this several times and that the measures are now being taken too far". Zu Kontaktverboten schreibt sie, sie sei der Meinung, man  nicht so viel gegen die Parties junger Menschen, die sich dann gegenseitig anstecken, haben sollte. Wir müssten ja immuner werden, und das ginge eben nur über Kontakte. Zudem würde die Infektion junge Menschen weniger beeinträchtigen. Off Guardian 10 MORE Experts Criticising the Coronavirus Panic, March 28, 2020. Dürfen sich dann die Öffentlichkeit und Politik angesichts kritischer Stimmen weiterhin an an Expertenmeinungen orientieren? "Ja, sie sollten sich unter diesen Umständen an einem solchen Urteil orientieren." , schreibt Thomas Grundmann. Laut Grundmann fände man auf den Listen abweichender Meinungen viele Experten, die man nicht zu den relevanten Experten zählen kann, wie Nobelpreisträger Michael Levitt. Er gewann den Nobelpreis für Chemie(siehe Grundmann, a.a.O). 

Donnerstag, 2 April 2020

Der Umgang mit den Statistiken scheint eine Steilvorlage für den Mathematikunterricht an den Schule zu sein, meint jedenfalls Mathematiker Wolfgang Meyerhöfer in seinem Artikel, die Krise sei auch eine Krise der mathematischen Bildung". (FAZ Nr 79, 2. April 2020, 8). Wer rechnen könne, sei dem Schwindel der Statistik nicht wehrlos ausgeliefert.

Täglich werden die neuesten Zahlen über Infektionen und Todesfälle veröffentlicht, von der John Hopkins-Universität, vom Robert-Koch-Institut oder von Stastita - weltweit oder nur Deutschland - veröffentlicht. Aber wie kommen diese Zahlen zustande, und welche Schlussfolgerungen können daraus gezogen werden. Man müsse unterscheiden zwischen den Todesfälle mit Corona und den Todesfällen durch Corona. Das sei aber nicht immer eindeutig. Die Kontaktbeschränkungen basierten  nicht au der Anzahl der "Corona-Toten, "sondern auf der Anzahl der positiv getesteten."  (ebd. 8), zur Freude der Mathematiklehrer, da man hier eine exponentielle Funktion vor sich habe. Die Kurve zeige jedoch nur die steigende Infizierten Zahlen, also mathematisch Bildung erster Ordnung.
Mathematische Bildung fange erst nach dem Erstellen der Kurve. Die Kernfrage sei nicht, wie steil die Kurve verkaufe, sondern "...welches Problem beschreibt die Kurve."  Die Infektionsrate sei nicht die zentrale Frage. "Die Forderung nach mathematisch gebildetem Handeln heißt aber, dass diejenigen, die über unsere Lebens- und Wirtschaftspraxis entscheiden, so lange und so intensiv nachfragen, bis sie verstehen, inwieweit neuere Studien über Covid-19 unseren Blick auf die Gefahrenlage..."  Ziel mathematischer Bildung ziele auf die Fähigkeit, sinnhaft mit Zahlen umzugehen. Dazu gehöre eben auch Integrale und quadratische Gleichungen zu lösen. Der momentane Umgang sei aber mehr oder weniger sinnvoller Umgang mit Zahlen, die dann Einschränkungsmaßnahme legitimierten.

Wäre ein gutes Argument gegen die Auffassung von zahlreichen Schülern Mathematik hätte nach dem Abitur eh keinen Nutzen (mehr). Viel Spaß beim Rechnen.

Mittwoch, 1. April 2020

Aktueller Stand: 18.11 Uhr: 74508 Infektionen, 821 Todesfälle [Quelle: Statista, abgerufen am 01.054.2020]

Wie schon erwähnt, wird fieberhaft überlegt, ob nicht doch eine App zur anonymen Verfolgung eingeführt werden, um die Ansteckungsrate zu verlangsamen. (S. Anonymes Tracking, FAZ Nr 78, 1. April 2020, 2). Aktueller Stand weltweit um 18.06 Uhr, siehe Faznet "Pandemie im Überblick".

Laut Faznet sollen die Kontaktbeschränkungen bis zum 19. April verlängert werden. Gleichzeitig appellierte Bundeskanzlerin Angela Merkel an Ostern keine Reise zu unternehmen. Darauf haben sich Bund und Länder geeinigt. [Quelle:  Faznet, 1. April 2020, Corona-Kontaktbeschränkungen, abgerufen am 1.April 18.30 Uhr] Die wichtigsten Nachrichten vom Mittwoch, siehe ZEIT online.

Immer wieder wurden Überlegungen laut, die vor den Gefahren eine sozialen Isolation warnen, zumindest für Kinder, die zu Hause nicht geborgen seien, laut Simone Gaul,"Der Alte flippt aus!",  in: ZEIT online, 23. März 2020, abgerufen am 1. April 20202 um 18.35 Uhr. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass je länger die Kontaktsperre dauere, auch die Zustimmung der Bevölkerung schwinde.

Und immer wieder hören und lesen wir von Falschmeldungen, wie der Corona-Virus sei gar nicht so schlimm wie die Grippe oder Homoöpathie gegen COVID 19? Wer mehre darüber wissen möchte, sei auf den Faktencheck von SWR3 verwiesen. Fake News Coronavirus: Wir klären Lügen & falsche Fakten zu Corona, 1. April 2020, abgerufen um 19.35 Uhr. Hier ein paar Videos von etra 3/NDR.
  

Besonders zu empfehlen ist der letzte Clip einer etwas älteren Sendung zum Thema Verschwörungs-theorien aus der Reihe Quarks, mit Ranga Yogeshwar.

Mittwoch, April 01, 2020

Corona: Leben in der Krise 1 - Corona als Chance?

Steckt in der Corona auch ein positiver Aspekt

Die ganze Welt versucht momentan mit Kontaktsperren, Ausgangsverboten oder Kontaktreduzierung dadurch zumindest die Ansteckungsraten zu verlangsamen, um den Gesundheitssystemen Zeit zu verschaffen. Einige Stimmen plädieren diese Beschränkungen wieder aufzuheben. Andere befürchten eine Zunahme von Gewalt, vor allen in Familien, da Schulen und Kindertagesstätten ja geschlossen sind. Und viele Menschen haben einfach Angst sozial isoliert zu sein. Wenn man gezwungen ist zuhause zu bleiben, mag das für viele als Isolation empfunden werden. Schließlich ist man mit sich selbst allein. Wie gefährlich Einsamkeit, totale Isolation, z.B. als Strafe,oder Folter, sein kann, darüber schrieb Stefan Zweig seine berühmte Schachnovelle. Wie hält man sich aus, wenn es keine Ablenkung mehr gibt? Die Konfrontation mit seinen eigenen Dämonen kann in der Tat Ängste auslösen.

Aber könnte nicht gerade darin auch eine Chance liegen? So schreibt Edo Reents auf faznet vom 31. März 2020: "Die Lage ist für niemanden ein Spaß. Wenn es man aber für einen Moment absehen darf von all den ernsthaft bedrohten Menschen, den Alten, den Schwachen und sowieso schon Kranken; absehen auch von den wirtschaftlichen Folgen, die wiederum soziale haben werden – was bleibt dann noch als Problem? Es ist auf jeden Fall eines, von dem zumindest die vernetzte Gesellschaft wohl glaubte, ihm enthoben zu sein: "  Reents plädiert für die Chance der nur mit selbst verbrachten Zeit zu nutzen. Das sei immer noch ungewöhnlich, haben wir doch eine ganze Industrie, die uns die Zeit vertreibe, wenn wir Zeit haben, durch Fernreisen, Abenteuerreisen, usw. (Rüdiger Safranski). Uns darf es nie langweilig werden. Denn in der Einsamkeit sind wir auf uns selbst verwiesen. Wer bin ich eigentlich, jenseits von Aktionismus bis zum vermeintlichen Burnout?. "Es ist begreiflich, dass Menschen, die von dieser Industrie immer weiter zu Kunden abgerichtet werden, Schwierig-keiten kann, damit selbst zurückgeworfen sind. Zwar wird kein Gerät vom Virus lahmgelegt: aber das das Gefühl der Vereinzelung scheint derzeit dermaßen ausgeprägt zu sein, dass es die Kanäle der gewohnten Kommunikation gleichsam überspringt und Ratlosigkeit hinterlässt. Wer hätte das gedacht: Die Frage, was man auf eine einsame Insel mitnehmen würde, erfährt nun Relevanz.", so  Reents. Ja, keine Frage, mit sich selbst konfrontiert zu werden, kein Gegenüber zu haben, ausgesetzt seinen innersten Ängsten. Das können wir von bedeutenden Philosophen wie Schopenhauer, Nietzsche, Kierkegaard lernen, die die Einsamkeit erlebten.

Die Einsamkeit ist in vielen Religionen und Kulturen der Weg zur Selbstfindung, sei es die Visionssuche als Initiationsriten bei den Native Americans, meditative Versenkung im Buddhismus, so wie Buddha unter dem Bodhi-Baum sitzend seine Erleuchtung fand, im Hinduismus. Oder die "dunkle Nacht" vor der Erleuchtung in der Mystik, z.B. bei Johannes Tauler, Meister Ekkhard, Teresa von Avila. Oder auch Heilige wie Nicolaus von der Flüe. Mystische Strömungen gebe es in aller Religionen, aber es gebe auch Unterschiede, schreibt Schellenberger. " Die fernöstlichen Religionen tendieren stark dazu, den Menschen im großen Ganzen aufgehen zu lassen. In den mystischen Strömungen der monotheistischen Religionen, also Christentum, Judentum und Islam, steht der dialogische Charakter im Vordergrund. Die christliche Mystik ist ganz klar auf Jesus bezogen. (B. Schellenberger im  Sonntagsblatt vom 08. Februar 2015.

Auch von Jesus wissen wir, dass er seine erste Identitätskrise zu Beginn seines Wirken hatte, als er in die Wüste ging, wo er dreimal vom Teufel in Versuchung geführt wurde. (Mk  1, 12-13; Mt 4,1-11. [NB: Zwei weitere Krisen werden folgen, das Messiasbekenntnis des Petrus (Mk 8,27-30) sowie die Versuchung im Garten Getsemane. Mk 14,32-42]. Heute würden wir da von der Konfrontation mit seinen Schattenarchetypen sprechen, den es zu integrieren gilt. Jedenfalls wusste Jesus, was seine Aufgabe war.

Vielleicht kann die Corona-Pandemie dazu führen, dass die Welt und die Menschen wieder bewusster und spiritueller werden. Gehen wir bei aller Gefahr und der Tragik einer immer noch ansteigender Kurve von Ansteckungen und Todesfällen achtsam mit uns, mit unseren Mitmenschen und mit unserer Schöpfung um.

Dienstag, März 12, 2019

Freitagsdemonstrationen: Schüler setzen sich für eine bessere Umweltpolitik ein

Wer kennt sich nicht - die 16 jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg aus Schweden, die seit August 2018 jeden Freitag in Stockholm vor dem Parlament für den Klimaschutz und die Zukunft demonstriert. Sie begründete dadurch die Aktion Fridays for the Future. Sie hat weltweit mittlerweile tausende von Nachahmer gefunden.

Ihre Kampagne ist nun auch in Deutschland angekommen. Das deutsche Gesicht verkörpert nun die 22 jährige Luisa Neubauer. Beide traten auf der der Schülerdemo in Hamburg am 01.02.2019 auf, an der sich ca. 6000 Schüler und Schülerinnen beteiligten. Es gehe den Schülern nicht um die Schule zu schwänzen [Quelle: Kathrin Fromm, Hamburg, 01.02.2019, abgerufen am 12.03.2019]

Die Kampagne scheint damit auch in Deutschland bei Politikern einen Nerv getroffen zu haben. Nach Angela Merkel hat sich der Bundespräsident ebenfalls positiv über das Engagement junger Menschen geäußert. „Ihr seid wahrscheinlich angesteckt durch dieses Engagement [gemeint ist Greta Thunberg), so dass wir uns eigentlich nur herzlich bedanken können, Euch ermutigen, das weiter zu tun - innerhalb der Schule natürlich als Thema im Schulunterricht und natürlich auch außerhalb der Schulzeit“. Und  weiter. Deshalb ist es so wichtig, dass ihr Euch zu diesem Thema meldet und immer darauf aufmerksam macht, dass wir was tun. Wir brauchen junge Menschen wie euch, die sich einmischen.» 
[Badisches Tagblatt vom 8. März 2019 abgerufen am 13.03.2019 um 08:00 Uhr]

Leider sehen einige Politiker anders.Weil sie den Kohleausstieg in Deutschland im Jahr 2038 für absurd hält, wurde Greta Thunberg u.a. vom CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak heftig angegriffen. „Greta Thunberg findet deutschen Kohlekompromiss ‚absurd‘ - Oh, man ... kein Wort von Arbeitsplätzen, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit. Nur pure Ideologie“, schrieb er auf Twitter. Neben einem Affen mit zugehaltenen Augen ergänzte er „Arme Greta!“ [Quelle: "Arme Greta, "Paul Ziemiak spottet über Klimaaktivistin Thunberg, zit. auf Welt Online, abgerufen am 12. März 2019. [Vgl. auch Matthias Wyssumwa, Die Welt, wie es ihr gefällt, FAZnet vom 12.02 2019, abgerufen am 12.03, 2019]  


Auch in Göppingen Schüler gehen Schüler seit ein paar Wochen für einen bessere Klimaschutz auf die Straße .[siehe NWZ vom 04.02,2019, angerufen am 12.03.2019]. Kürzlich wurde ich von Schülerinnen meiner Englischklasse gefragt, ob sie denn für die Demo am Freitag schulfrei bekämen oder man sich dafür vom Unterricht befreien lassen könnte, was ich natürlich verneinte, da es ja eine Schulpflicht gebe. Kultusministerin Eisenmann hat das in einem Brief an die Schulen das nochmals deutlich betont. Heute (Freitag 15. März 2019) wird es erneut zu den Freitagsdemonstrationen kommen. Diese Demonstration sind nach wie vor umstritten. Immer wird den demonstrieren Schülern vorgeworfen sie würden doch nur Unterricht schwänzen. Als Lösungen wurden u.a vorgeschlagen die verpassten Unterrichtsstunden nach zu holen oder eben nach der Schulzeit demonstrieren. (s. Rüdiger Bässler, Klimaproteste erfassen das Land, StgZ v. 15. März 2019, 6). Allerdings darf bezweifelt werden, ob eher freiwillige Demonstration zu dieser Aufmerksamkeit für die von Greta Thunberg ins Leben gerufene Aktion geführt hätte. Das zeigen ja die teils heftigen Reaktionen mancher Politiker.

Kultusministerin Eisenmann hat sich erneut in die Debatte eingebracht. In der Schorndorfer Zeitung vom 27.02.2019 " war zu lesen, die Schulen sollten Klimawandel in der Schule thematisieren, im Unterricht versteht sich. "Bei allem Verständnis für das berechtigte Anliegen der Schüler kann es natürlich trotzdem nicht sein, dass der Unterricht dauerhaft freitags ausfällt", so Eisenmann. Und weiter wird die Kultusministerin zitiert, dass Pädagogen bereits pragmatische Lösungen gefunden [hätten], um mit dem Fernbleiben der Schüler umzugehen, "...Vorbildlich sei etwa die Idee eines Lehrers, seine Schüler einen Aufsatz über das Spannungsfeld von Rechten und Pflichten schreiben zu lassen." In der heutige Ausgabe der Stuttgarter Zeitung relativiert S. Eisemann ihre Äußerungen, etwas.  Jede Schulleitung entscheidet nach dem Schulgesetz, wie mit den streikenden Schülern umgegangen werden soll. Es seien auch Sanktionen möglich, betont aber erneut das Thema in die Schule zu holen [vgl R. Bässler, 2019, in: ebd S.6].
 
Was bitte heißt denn das? Was ist denn überhaupt die Aufgabe der Schule? Die Schule soll doch dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler zu reifen, mündigen und selbstbewussten, auch kritischen Menschen werden. Natürlich werden Klimaschutz, Ökologie und politisches Engagement im Unterricht thematisiert, u.a. besonders in den Fächern Englisch, Ethik und Religion, in denen es auch und gerade um die Gewissensentscheidung des Einzeln geht. Wie wollen wir Schülerinnen und Schüler ins "Leben" entlassen? Als angepasste Bürger, wie schon Arno Plack in seinem Buch Die Gesellschaft und das Böse,  Kritik der herrschenden Moral (München 1977) kritisiert? "Die herrschende Moral, das ist nicht einfach die Moral, die in einem Volk, in einer Kulturgemeinschaft verbreitet ist. “Herrschende” Moral' hat durchaus mit Herrschaft zu tun, die Moral für die Bürger, die im doppelten Sinn die “Beherrschten” zu sein haben, die stille sein wollen, an sich halten und sich kuschen. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Der Mensch, der sie als Haltungen, (...) verwirklicht, das ist der lenkbare, bescheidene, unauffällige Mensch, wie ihn die Herrschenden brauchen. Er muckt nicht auf, stellt keine Ansprüche und auch nichts in Frage, wofür zu opfern man ihm bedeutet. Er ist autoritätsgläubig...." Oder um es mit Bettina Wegener zu sagen: "Grade Menschen wären ein schönes Ziel. Leute ohne Rückgrat haben wir schon zu viel." 

Dennoch stimme ich auch der Aussage der Elternschaft zu, grundsätzliche läge Eisenmann mit ihrer Empfehlung richtig, so Matthias Fiola, "Schüler haben bewusst einen Regelbruch vorgenommen. Und wenn wir sie ernst nehmen, dann gehöre dazu auch die Sanktionierung." [Vgl. ebd., S.6] Auch ich plädiere dafür es den Schülern nicht zu leicht zu machen, sondern ihnen auch zu sagen, dass der Einsatz für bedeutende Fragen in Gesellschaft und Politik nicht ohne Folgen bleibt, dass politisch und soziale Engagement und ziviler Ungehorsam Sanktionen nach sich ziehen können. Nicht umsonst erinnern einige Kommentare an die Anti-Atomkraft- Bewegung und der Friedensbewegung der späten 70iger und frühen 80iger Jahre.

Zitieren möchte ich an dieser Stelle Francis Fukuyama, dessen Buch "Identität. Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet, welches gerade auf deutsch veröffentlicht wurde[s. Rezension von  Maria-Sibylla Lotter, Der gekränkte Mensch, März 2019] Er plädiert für eine Theorie der Identität um zu erklären "...why some people pursue money and security, while others choose to die for a cause or to give time and money to help other people." [Fukuyama, Identity, 2019, 13.]  Das Gefühl der Würdelosigkeit - "Resentment at indignities as a powerful for in democratic societies..." hat u.a die Black-Lives-Matter Bewegung entstehen lassen, nach eine Reihe von polizeilichen Übergriffen und - Morde in Ferguson (Missouri), New York  und anderen Städten, als ein Versuch die Welt draußen zu zwingen die Erfahrungen African-Americans Aufmerksamkeit zu schenken. [Vgl. ebd. 8]. Vielleicht kann die Frage der Identität, die Fukuyama anspricht, vielleicht, warum so viele junge Menschen auf der ganzen Welt mit der Politik und den Politikern unzufrieden und schnelle Lösungen wünschen."Dass Regierungen so wenig tun, macht das Engagement der Jugendlichen dringlich", schreibt Manuel J. Hartung in: Die Zeit,  Nr.11, 7.3.2019, 8.     

Freuen wir uns über die politisch engagierten jungen Menschen, die auf die Straße gehen und den Politikern weltweit ins Gewissen reden, mehr für den Umweltschutz und den Klimawandel zu tun. Wir sollten sie unterstützen und ermutigen, in Schule und Gesellschaft, auch wenn sie gegen Regeln und Gesetze verstoßen. Das haben die großen Vorbilder wie Jesus, Henry David Thoreau, Ghandi und Martin Luther King auch getan. Nicht alle werden mit machen, und auf die Tische steigen, wie die Schüler John Keatings in Peter Weirs Klassiker Club der Toten Dichter. Meine Hoffnung ist, dass viele sein werden, und auch Lehrer und Eltern "...die Jugendlichen unterstützen, auf die Straße gehen, mitmachen auf Klimastreik." (Hartung, ebd.)

Info: Zum Thema Gewissensentscheid siehe auch: Tatort vom 14.11.2010

Mittwoch, Mai 26, 2010

"Chinesen sollen auf Stäbchen verzichten". Über das Buch von Th.L. Friedman Was zu tun ist.

Laut einer Kolumne in der China Daily vom Oktober 2005 sollten Chinesen nicht mehr mit Städchen, sondern mit den Fingers essen, da dafür 1,66 Millionen Kukiometer Holz verbraucht würden. Dieses Beispiel und viele weitere Analysen findet man im Buch von Thomas L. Friedman Was zu tun ist. Eine Agenda für das 21. Jahrhundert.

Friemdan's Kerngedanke ist, dass Amerika ein Problem habe, da es die Orientierung verloren habe, und auch die Welt, da "sie heiß, flach und überbevölkert" sei. [Friedman, 2010, 14]. Friedman sagte in einem Interview mit Fareed Zakaria: "You're absolutely right--it is about two things. The book says, America has a problem and the world has a problem. The world's problem is that it's getting hot, flat and crowded and that convergence--that perfect storm--is driving a lot of negative trends. America's problem is that we've lost our way--we've lost our groove as a country. And the basic argument of the book is that we can solve our problem by taking the lead in solving the world's problem." [Thomas Friedman and Fareed Zakaria: Author One-to-One]

Sein Vorschlag: einen Code Green [ebd. 15] für Amerika, aber auch für die Welt. "Für mich bedeutet, dass Amerika weltweit die Führung übernimmt bei Innovationen im bereich sauberer Energie und energiesparender Systeme wie auch bei der Entwicklung einer Ethik der Bewahrung der natürlich Welt, die immer stärken Gefahren ausgesetzt ist." So diagnostiziert Friedman im ersten Teil die Herausforderunden, vor denen die Welt steht, während er im zweiten Teil darzulegen versucht, wie diese Herausforderungen bestanden werden können. [vgl. eb.d 16. Amerika sei immer da am stärksten und einlussreichsten, "wenn es Innovation und Inspiration, die Schaffung von Reichtum und die Förderung der Menschenwürde das Streben nach großern Profit und das Bemühen um die Lösung großer Probleme miteinander verbindet." [eb.d 15]. Hier ist ein Interview mit dem Autor auf youtube.