Montag, Oktober 12, 2015

Philosophie im Alltag: Ockhams Rasiermesser

Das Leben wird zunehmden komplizierter und unübersichtlicher. Um da den Überblick zu behalten könnte es wichtig sein, sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können, so jedenfalls beschreibt es Bendikt Weible in einem Aufsatz in Psychologie Heute (Einfachheit muss hart erarbeitet werden, in PH, 11, 2015, 26ff). Helfen könne einem da die Erkenntnis von Wilhelm Ockham und seinem Rasiermesser [vgl. http://www.philolex.de/ockhrasi.htm], einem Prinzip das Koplexe auf seine Einfachheit zu reduzieren.  Das müsse das Gehirn auch, wie die Neurowissenschaften herausgefunden haben. Schließlich sei das Vergessen die wichtigste Funktion des Gehirn.
 Dieses Prinzip ließe sich auch auf soziale Systeme übertragen. Man könne sich z.B. mit einer to-do-Liste helfen (vgl. ebd. 27), um die Prioritäten nicht aus  dem Auge zu verlieren (27).

Kleiner Tipp des Autors: Texte in www.blablameter.de eingeben, um den Bullhshitindex zu testen. Wenn mehr als 0.4 rauskommt, dann am besten entfernen. Ich habes probiert und lande mit dem oben geschriebenen Text auf 0,06. 
http://www.blablameter.de/index.php

Obedience or Resistance? Zur Rezeption von Milgram's Experiment über Gehorsam

Das 1961 durchgeführte Experiment von Stanley Milgram über blinder Gehorsam gilt neben den Experimenten von Solomon Ash über Konformität und das Standford Prison Experiment von Philipp G. Zimbardo als das klassische Experiment der Sozialpsychologie über das Autoritätsverhalten des Menschen.

Allerdings gab es in den letzten Jahren immer wieder differenzierte Analysen. Der Soziologe Matthew Hollander (Vgl.Jana Hauschild, Milgram: Widerstand statt Unterwerfung, in PH 11, 2015, 9) konnte nun anhand der Tonbandaufzeichnungen durchaus Zeichen des Widerstandes aufzeigen. 
"...show[s]how research participants’ resistance to experimental progressivity takes shape against a background of directive/response and complaint/remedy conversational sequences – sequence types that project opposing and competing courses of action.(Mattthew M. Hollander, The Repertoire of resistance: non-Compliance with directives in Milgram’s obedience experiments, BritishJournal of Social Pschology 2015, online DOI: 10.111/bsjo.12099)

Wurden die Probanden darauf hingewiesen, dass Sie etwas für die Wissenschaft leisteten, so war der Widerstand geringer, aber kann könne, so Jana Hauschild (vgl. a.a.o.) nicht von blindem gehorsam sprechen. Ähnlich hatte bereits Erich Fromm in seinem Buch Anatomie der menschlichen Destruktivität argumentiert. Fromm war der Auffassung, dass keiner der Probanten leichtfertig die Stromstöße verabreicht habe, sondern nur unter dem vermeintlichen Druck es sei wichtig für die Wissenschaft. Alle hätten sichtlich "gelitten" unter der Aufgabe. Darauf lasse doch schließen, so Fromm, dass der Mensch eine ethische Verantwortung sprich Gewissen in sich trage, die nicht so leicht zum Schweigen gebracht werden könne (vgl. Fromm, Anatomie der menschlichen Destruktivität, Über psychologische Experimente, 64-90, hier S 67f.

Weitere Literatur: Ursula Nuber, Öfter mal nein sagen!, in: PH 11, 2011, 20ff; Eva Tenzer, Milgram heute. s Gehorsam (vgl. auch “Das weiße Band” - PH 12, 2010); Alexander Hasmalm/Stephen D. Reicher, Die Logik des Bösen, in: PH 11, 2008, 46ff.