Montag, Juni 15, 2020

Aktueller Film Tipp: "Da 5 Bloods" von Spike Lee

"Da 5 Bloods" - der neue Film von Spike Lee. 

Spike Lee war schon immer ein Filmemacher, der durch politisch motivierte Filme bekannt wurde, die die Lebenswirklichkeit afroamerikanischen Leben in der Gesellschaft thematisiert. Dazu gehören Filme wie Do the Right Thing  (1989), Mo' Better Blues (1990), Boyz n the Hood" Malcom X (1992),  Chi Raq  (2015) - einer der Filme, "die Jahr 2020 dringend braucht", so Dietmar Dath (F.A.Z, 6.2020) - , oder Blackklansman" (2018). [Anm.1. zu den Trailer, siehe unten]  

Sein neuer Film Da 5 Bloods ist ein Film, der  angesichts der aktuellen und angespannten Lage rund um die Ermordung von Floyd George und die daraus resultierenden  andauernden Demonstration  für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, kaum aktueller sein kann. Denn im wesentlichen lassen sich die Ereignisse immer wieder auf einen systematischen und institutionellen Rassismus zurückführen, der seit Jahrzehnten andauert.Dietmar Dath nennt den Film einen "Black-Lives-Matter-Kriegsveteranenkrimi". Interessanterweise kommt der Film nicht in die Kinos, sondern ist ab heut auf Netflix zusehen. Die Handlung: "From Academy Award® Winner Spike Lee comes a new joint: the story of four African American Vets - Paul (Delroy Lindo), Otis (Clarke Peters), Eddie (Norm Lewis), and Melvin (Isiah Whitlock, Jr.) - who return to Vietnam. Searching for the remains of their fallen Squad Leader (Chadwick Boseman) and the promise of buried treasure, our heroes, joined by Paul's concerned son (Jonathan Majors), battle forces of Man and Nature - while confronted by the lasting ravages of The Immorality of The Vietnam War." (Netflix, ImdB.com)

Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass Bücher und Filme oft aufgrund ihrer "subjektiven Sicht" auf die Wirklichkeit stärker auf die wirklichen Themen und Missstände hinweisen können, als eher wissenschaftlich fundierte Analysen und Darstellungen, sprechen Bücher und Filme ja gerade die emotionale Ebene des Lesers oder des Zuschauer an. Als Englischlehrer galt mein Interesse immer auch dem Thema Literature as "Landeskunde", um über Filme Verständnis für Geschichte, Gesellschaft und Kultur einen Landes" verständlich machen.

Zur Handlung: 
Der Film beginnt mit einer Reihe von Sequenzen aus den 60iger und 70iger Jahren. So erklärt Muhammad, warum er nicht am Krieg teilnehmen könne,  „because I can’t shoot my brothers“, keiner habe ihn „nigger“ genannt. Malxom X wird gezeigt. „When you take 20 million black people and make the fight all your wars, and pick all your cotton and you never give the any realy recompense, sooner or later their allegiance towards you is going to wear thin“. Mit dieser Eröffnungssequenz damit wird gleich zu Beginn klar, worum es in diesem Film geht - die Jahrhunderte alte Geschichte der schwarzen Bevölkerung seit den Anfängen der Sklaverei. Der Vietnam-Krieg gibt Lee einerseits anhand des ungerechten Krieges eine historische Episode diese Ungerechtigkeit dem Zuschauer vor Augen zu führen, auf der anderen auch aufzuzeigen, welche Auswirkungen, welche Auswirkungen der Krieg in Fernost bis heute haben. So sagt Paul zu den vietnamesischen Kriminellen, die ihn im Dschungel gefangen genommen haben; "That was not our war. We fought an immoral war..for rights we did not have." 

Wir begegnen  vier ehemaligen Vietnamsoldaten – sie nennen sich gegenseitig Bloods - , die sich nach langer Zeit das erste Mal wieder in einem Hotel im ehemaligen Saigon treffen, um ihren zurückgelassenen Kameraden Storming Normann zu finden und zurückzubringen. Dazu haben sie einen vietnamesischen Führer angeheuert, der die Veteranen vier mit den Worten „Welcome back in Vietnam“ begrüßt. Es gibt immer wieder sehr witzige Dialoge.

Als jedoch ein kleiner Vietnamesenjunge auf einem Beinhumpelnd an den Tisch kommt und bettelt, schicken sie ihn weg.  Beim Verlassen der Bar, zündet dieser ein paar Knaller, und man sie, wie sich alle vier blitzartig auf den Boden werfen. Das Trauma des Krieges ist immer noch allgegenwärtig, wie auch das Trauma der Schwarzen seit Jahrhunderten.

Ein weitere Grund liegt in der Bergung eines Goldschatzen, den die Bloods damals versteckt hatte, um ihn später zu holen, "torepossess", wie es Stormin's Norman, der gefallene Kamerad . „ We bury it now,,…. We  say the VC got it“. Es sei kein Diebstahl, sondern weil…“we were the very first people that died for this red, white and blue.“. Und wir lernen, dass Brother Crispus Attucks der erste Schwarze gewesen sei, der für Amerika der während des Boston Massacres sein Leben ließ. Amerika würde ihnen was schulden. „We built this bitch.“ [Anm 2..] Jetzt wollen sie es wieder in Besitz nehmen und  zurückengeben „every brother and sister stolen from Mother Africa to Jamestown, Virgina….and give this gold to our people.“

So wird schon zu Beginn die Intention Lees sichtbar. Sein erstes Zeichen setzt Lee setzt gleich am Anfang der Geschichte. Man sieht die 4 Kameraden in einer Disc tanzen, und im Hintergrund siewht mal eine übergroßen Filmplakat von Apokalypse Now von Francis Ford Coppola aus dem Jahr 1979, einer von vielen Anti Vietnam-Filme aus den Siebziger und Achtziger Jahren.  Auch die Rambo-Filme und Texas Rangers werden erwähnt, aber Spike Lee will seinen Film eben nicht einen weiteren Anti-Kriegsfilm verstehen, sondern er möchte „die Bebilderung nicht allein Hollywood überlassen“, schreibt Wenke Husmann, (Die Zeit v. 11. Juni 2020). Gleichzeitig entwirft eine Sicht auf die Geschichte der Afro-Americans, ihrem Leid un ihrer Hoffnung, dass Amerika sie jetzt endlich wahrnehme und respektiere. Viele fühlen sich immer noch „unsichtbar“ (Ralph Ellisson’s Invisible Man) oder „namelos“ (James Baldwin, No Name in the Street), Metaphers zweier berühmten schwarzen Schriftsteller, die sicher auch heute noch gültig sind, aktuell die Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung.

Anm. 2:  Nachdem die USA immer stärker in den Krieg hineinziehen ließen, wurde deshalb ein Draft-System, also was wie eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Vorzugsweise wurde junge Männer aus eher armen Verhältnissen rekrutiert, insbesondere Schwarze. Dieses System war im wahrsten Sinne eine große Ungerechtigkeit. Umgehend konnte man das nur durch Heirat oder Flucht nach Kanada oder eben die Eltern war einflussreich und reich, wie CCR in ihrem Song „Fortunate Son“ sangen. 
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Anm. 1: Trailer

Anm.2:  "We built this bitch" . Dieser Satz erinnern an Auffassung vieler Afro-Amerikaner, dass Amerika so groß sei, weil es die Schwarzen dazu gemacht hätten. Im Ralph Ellison beschreibt eine Episode in seinem Roman "Invisible Man", wie sein Hauptfigur eine einige Monate in einer Farbenfabrik arbeitete. Seine Aufgabe war es, die die weißeste weiße Farbe (sic!) herzustellen, in dem er einen Tropfen schwarze Farbe hinzufügen sollte. 

The Bible or the Gun?" Teil 1: America under "Fire"

The Bible or the Gun 2? Updated 

Anstatt eines Vorwortes: Claude McKay - If we must die

If we must die—let it not be like hogs
Hunted and penned in an inglorious spot,
While round us bark the mad and hungry dogs,
Making their mock at our accursed lot.
If we must die—oh, let us nobly die,
So that our precious blood may not be shed
In vain; then even the monsters we defy
Shall be constrained to honor us though dead!
Oh, Kinsmen! We must meet the common foe;
Though far outnumbered, let us show us brave,
And for their thousand blows deal one deathblow!
What though before us lies the open grave?
Like men we'll face the murderous, cowardly pack,
Pressed to the wall, dying, but fighting back![Anm. 1]

Also ob, es nicht genug wäre, kam es in Atlanta erneut zu einem Vorfall, diesmal in Atlanta. Rayshard Brooks wurde bei einem Polizeieinsatz am Sonntag, 14. Juni 2020 von der Polizei angeschossen. Er starb kurze Zeit später. Er habe sich der Festnahme wiedersetzt, nahm einem Polizisten den Elektroschocker ab und flüchtete. Es soll den Schocker auf den Polizisten gerichtet haben,.worauf dieser schoss. Abermals kam zu heftigen Protesten gegen Polizeigewalt, laut faznet.de vom 15.6.2020. anschließend sei die Polizeichefin zurückgetreten (faznet.de vom 14.62020)

 
The Bible or the Gun? (veröffentlicht am 9.6.2020)

Mit diesen Worten endet Baldwin's Theaterstück "Blues for Mr. Charlie". Am Ende sagt Meridian, der Vater des von einem Weißem ermorderten Richard: "You know, for us it all began with the Bible and the gun. Maybe it will end with the Bible and the gun. (S. 157).) [Anm. 1]

Amerika scheint momentan brennen, erneut erschüttert durch die Proteste, Unruhen und Demonstration,die meisten friedlich blieben. Unter dem Titel „Gebete und Tränengas“ ( FAZ vom 2. Juni 2020) zitierte Majid Sattar die Botschaft von John Lewis, einem Mitstreiter Martin Luther Kings, der in einer Erklärung sein Verständnis für den Schmerz, die Wut, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ausdrückte. Es sei aber der falsche Weg. „Sit-in, stand-up and vote. ….Macht Sitzblockaden, steht auf und geht wählen“. Eine Botschaft die schon Malcom X für die schwarze Bevölkerung bereit hielt. 

Ausgelöst wurden dieses Unruhen durch die Tötung von Floyd George aus Minneapolis, dem nach seiner Verhaftung von einem Polizisten mehr als 8 Minuten mit dem Knie die Luft abgedrückt. Die Kollegen sahen einfach zu. "Neck Restraint" scheint eine gängige Maßnahme bei Verhaftungen zu sein. Immer wieder rief er "I can't breathe", um dann zu sterben.

     
Seit dem Tod von Martin Luther King 1968 gab es immer wieder Proteste gegenüber rassistischen Übergriffen, vor allem durch die Polizei. Die bekanntesten Fälle sind die Verhaftung von Rodney King 1992 in Los Angeles, die zu gewalttätigen Unruhen in viele Städten Amerikas führte, vor allem, weil die Polizisten zuerst keine Strafe zu erwarten hatten.

Ähnliches geschah auch am 14. August 2014 in Fergusen, Missouri, als Michael Brown von der Polizei erschossen wurde. BBC News veröffentliche einen Artikel am 10. August 2015 einen Artikel mit dem Titel "Fergusen unrest: From shooting to nationwide protests",dass seit dieser Tat die Polizei sich massiver Kritik ausgesetzt sah. Unter anderen musste der Polizeichef Thomas Jackson seinen Hut nehmen. Zuerst hätten sich die Demonstrationen nur auf Fergusen beschränkt, weiteten sich aber bald im ganzen Land aus, nachdem ein Geschworenengericht. Darren Wilson nicht wegen der Tötung gerichtlich belangen wollte. "Mr Wilson is white. Mr Brown was black. The demonstrators see the case in terms of racism and police brutality. Following the release of the justice department report, the US authorities vowed to reform the police force, possibly by dismantling it. [NB: Offensichtlich möchte der Stadtrat von Minneapolis den gesamten Polizeiapparat neu organisieren. Es wurde beschlossen "to disband its police department and invest in community-based public safety programs following calls from activists to ‘defund the police,’ in the wake of George Floyd’s death at the hands of a Minneapolis police officer. [Anm. 2]

Die New York Times Am 15. August 2915 schrieb die New York Times; "Michael Brown, an unarmed black teenager, was shot and killed on Aug. 9, 2014, by Darren Wilson, a white police officer, in Ferguson, Mo., a suburb of St. Louis. The shooting prompted protests that roiled the area for weeks. On Nov. 24, the St. Louis County prosecutor announced that a grand jury decided not to indict Mr. Wilson. The announcement set off another wave of protests. In March, the Justice Department called on Ferguson to overhaul its criminal justice system, declaring that the city had engaged in constitutional violations.

Doch diesmal ist das Ausmaß der Demonstrationen und Proteste neu. Die USA erleben momentan  die schlimmste Krise seit Jahrzehnten. Sie sei quasi die Summe aus der Spanischen Grippe, die große Depression in den 30iger Jahren und 1968, (NB: die Ermordung von Martin Luther King), so Norbert Röttgen bei Anne Will vom 7.Juni 202. Dazu kommt noch die Corona-Krise,dem Missmanagement des Präsident, der angesichts der massiven Proteste, keine Anstalten mache, das Land zu versöhnen, sondern weiterhin zu spalten. Die Ansteckungsrate unter der Afrikanischen Bevölkerung ist um eine vielfaches im Vergleich zur weißen Bevölkerung. (Siehe Post vom 9. April 2020)

Heute wird George Floyd beerdigt, nachdem tausende Menschen sich von George Floyd am seinem Sarg verabschieden konnten.Auf der ganzen Welt wird die Beerdigungszeremonie live gesendet. 

  


Foto: EPA 
Mit dem Tod von Floyd George verbindet sich die Hoffnung, dass Amerika sich in der Rassenfrage endlich verändert. (siehe F.A.Z vom 10 Juni 2020, "Nicht umsonst gestorben". Auch Joe Biden sagte in seiner Ansprache: „Jetzt ist die Zeit für Gerechtigkeit für alle Rassen.“  (faznet.de vom 10 Juni 2020.

Es gab auch Zeichen der Hoffnung, wie das Bild auf der Titelseite der F.A.Z vom 4 Juni 
zeigt).

Auch in Deutschland gab es Proteste in zahlreichen Städten, berichtet das ZDF am 6. Juni 2020.


Vor allem seien viele Menschen mit afrikanischen Wurzeln vom alltäglichen Rassismus betroffen, wie die FAZ am 9. Juni schreibt. Deutschland tue zu wenig gegen Rassismus, laut faznet.de vom 9.6.2020.  „Fast 1200 Betroffene haben sich im vergangenen Jahr bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gemeldet, weil sie sich rassistisch diskriminiert fühlten. Der kommissarische Leiter spricht von einem „überproportionalen“ Anstieg.“
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Anm. 1: Zitiert in: Griesshaber, C. 1982, The Bible or the Gun, unveröffentlichtes Manuskript. 
Anm. 2 In seinem Prosa Werk "The Fire Next time" (1963)stellt ein ähnliches Zitat an den Anfang: "God gave Noah the rainbow sign, No more water, the fire next time"
Anm. 3. Offensichtlich möchte der Stadtrat von Minneapolis anlässlich der Umstände, die zum Tod von George Floyd führten,  den gesamten Polizeiapparat neu organisieren. Es wurde beschlossen "to disband its police department and invest in community-based public safety programs following calls from activists to ‘defund the police,’ in the wake of George Floyd’s death at the hands of a Minneapolis police officer, schreibt Andrew Solender im Forbes Magazine vom 7. Juni 2020).  

The Bible or the Gun? Teil 2: Rassismus und Polizeigewalt.

"The Bible or the Gun"" Teil 2: Rassismus und Polizeigewalt.  


In meinem Post vom 28. April 2020 hatte ich anlässlich der Erscheinung von James Baldwins Roman „Giovannis Zimmer“ die Bedeutung afro-amerikanischer Literatur in der Offenlegung der Erfahrung von von Diskriminierung, Segregation und Rassismus dargelegt. Literatur und Filme, z.B. die Verfilmung von Baldwins „If Beale Street Could Talk oder The Hate you Give erzählen immer wieder die gleiche Geschichte. (siehe Post über James Baldwin)



Rassentrennung und Rassismus sind tief in der amerikanischen Geschichte verankert. Baldwin hatte schon 1963 vor der Gewalt gewarnt, wenn sich nichts ändern würde. Diese Gewalt ist nach der Ermordung von George Floyd mehr als deutlich geworden. [Siehe Post The Bible of the Gun Teil 1 v. 15.Juni 2010 -Anm.: 1]

Tiletfoto Lukas Sharret, THe New York Times
Amerika hat aus der Geschichte immer noch nichts gelernt, wie die aktuellen Ereignisse in den USA gerade zeigen?  Nach wie vor sind Afro-Amerikaner dem System des Rassismus mehr oder weniger hilflos ausgeliefert.  Black Americans – und auch andere ethische Minderheiten – sind dach wie vor vor staatlicher Willkür, insbesondere der Ungerechtigkeit durch eine rassisch-orientierte Polizei in vielen Bundesstaaten ausgeliefert – nach wie vor ausgeliefert.

DIE ZEIT ( Ausgabe vom 4. Juni 2020) widmete der Rassenfrage in den USA angesichts der massive Proteste und Unruhen in zahlreichen Großstädten mehrere Artikel. Die USA wird durch die Ereignisse in Minneapolis zerrissen. (Dazu auch "Böhm, A./Brinkbäumer, K.in ebd.).

Hawk Newsome allerdings glaube nicht mehr, dass man etwas friedlich erreichen könne. Parallel zu den Ereignissen in Minneapolis sei er während eine Demonstration in der Bronx verhaftet worden. Jetzt möchte er eine völlig neue Organisation gründen, die den Schwarzen beibringen soll, wie sie sich gegen die Polizei verteidigen  können, so im Sinne von Black Power und Malcom X.

Kerstin Kohlenberg, in Die Zeit v. 4. Juni 2020. Sie auch Winand von Petersdorff, Er sieht anderes Recht für Polizisten, denn nur weniger würden verurteilt werden. Seiner Meinung hätten Polizisten einen Sonderstatus.)     

Laut dem Politikwissenschaftler Omar Waslow (Interview in DIE ZEIT v. 4. Juni 2020, 2 ) sei die heutige Spaltung eine Spätfolge der Protestbewegung und ihrer Erfolge in des 6oiger Jahren. "Bis zum Bürgerrechtsgesetz von 1964 waren beide politische Parteien Stützen des Segregationssystems, mit kleinen Unterschieden"  Dann sei es zur Spaltung gekommen - die Demokraten auf der Seite der Schwarzen und die Republikaner auf der der Weißen. "Heute seien zu 90 % der Republikaner weiß. Insofern resultiert die heutige politische Polarisierung aus der Emanzipation in den Sechtzigern." Dennoch, Veränderungen fänden statt, aber viel zu langsam.

Schwarze in Amerika vertrauen der Polizei schon lange nicht mehr. Laut einem Artikel vom 15. April 2020 titelte Sandra Ward in  WELT.deLieber riskiere ich Corona, als von der Polizei erschossen zu werden. 

Wir erinnern an die Vorfälle in Los Angeles in der 90iger Jahren.  2014 wurde Michael Brown in Ferguson von der Polizei erschossen. Die Tatsache, dass der Polizist nicht vor ein Gericht gestellt wurde, löste wütenden Proteste in mehreren amerikanischen Städten. Es folgt eine Chronologie. Auch DIE ZEIT berichtete über die Vorfälle in Ferguson. am 29. November 2014. „Viele Amerikaner sind noch immer aufgewühlt nach der Entscheidung der Geschworenen, den weißen Polizisten Darren Wilson wegen der tödlichen Schüsse auf den Teenager Michael Brown nicht anzuklagen“. Frauke Steffens, die Autorin, verwies auf die Kolumne von Nicholas Kristof, veröffentlicht in der New York Times veröffentliche mit dem Titel When Whites Just Don’t Get it, Er listet Fakten auf, die die Meinung der Weißen, dass Anti-White-Racism größer sei, wider sprechen.
  • Durchschnittseinkommen einer weißen Familie ist um mehr als das 10fache größer als das Einkommen einer vergleichbare weißen Familie 
  •  Der Unterschied ist knapp 50 % größer als 1967
  •  Eine weißer Junge hat eine 5fach höhere Lebenserwartung als ein schwarzer. 
  •  Es ist unwahrscheinlicher dass schwarze Schüler eine eine Schule mit höheren Mathematik und Naturwissenschaft gehen. Zudem  erleben häufiger als Weiße von der Schule suspendiert oder ausgeschlossen, weil sie die Standards nicht erreichen.
  •  Schwarze ohne High-School-Diplom haben ein erhöhtes Risiko eine Haftstrafe zu bekommen als arbeitslos zu werden.
  •  Fast 70 % Afro-Amerikaner im mittleren Alters ohne High-School-Abschluss erlitten Haftstrafen. „All these constitute not a black problem or a white problem, but an American problem. When so much talent is underemployed and overincarcerated, the entire country suffers“, schreibt Nicholas Kirstof
Dazu kommt nun, dass Schwarze in den USA überproportional vom Corona Virus betroffen sind. (siehe Post)

Im Januar 2016 berichtet ZEIT online , im Jahr 2915 seien noch nie so viele schwarze Männer, fünfmal her als weiße Männe und bezieht sich auf eine Studie des Guardian. [siehe Übersicht auf The Guardian]. Junge schwarze Männer (im Alter von 15 bis 34 Jahren) werden demnach neunmal so oft Opfer von tödlicher Polizeigewalt wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Auch im Bezug auf gleichaltrige Männer sind die Unterschiede eklatant: Schwarze junge Männer werden fünfmal so oft von Polizisten erschossen wie weiße junge Männer. [ebd. )

Am 7. Juli 2016 schreibt Lea Kramer, nach dem Tod von Michael Brown in Ferguson 2014 seien mehr Weiße als Schwarze erschossen worden. Allerdings wäre es zu kurz gedacht, fährt sie fort, ...die Wut von "Black Lives Matter"-Aktivisten über "racial profiling" und Rassismus gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe als haltlos zu bezeichnen. ( SZ.de v. 7. Juli 2016)

Info: Über die Black-Lives-Matter Bewegung.  
Die Organisation wurde 2013 gegründet. "Black Lives Matter (BLM) is an international human rights movement, originating from within the African-American community, which campaigns against violence and systemic racism towards black people. BLM regularly holds protests speaking out against police brutality and police killings of black people, and broader issues such as racial profiling, and racial inequality in the United States criminal justice system" [Quelle Black-Lives-Matter
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Anm.: 1: Ein mehr als aktueller Beitrag ist Spike Lees neuer Film "Da 5 Bloods". Lee zeigt hier auf, dass schon von Anfang dieser systematischen und institutioneller Rassismus schon von Anbeginn in der amerikanisches Psyche verankert ist. Immer wieder wurde den Schwarzen Gleichberechtigung und Gerechtigkeit versprochen An dieses Versprechen erinnert schon Martin Luther King in seiner berühmten "I have a Dream Speech" von 1963. Diesen "Cheque" wollte er damals einlösen. Wie die aktuellen Ereignisse als auch  Spike Lees Film deutlich macht, wartet das Schwarze Amerika immer noch, dass dieses Versprechen endlich eingelöst werden.    

The Bible or the Gun Teil 3: Literatur.

The Bible or the Gun? Teil 3: Richard Right Ralph Ellison and , James Baldwin

"All Men are created equal and endowed with alienated right of life liberty and happiness" 

Über James Baldwin

So steht in der amerikanischen "Declaration of Independence" von 1776. Allerdings galt die Gleichberechtigung nicht für Frauen und der schwarzen Bevölkerung, die vor allem in den Südstaaten als Sklaven gehalten wurden. Seit dem Ende des 17. Jahrhundert ist die Geschichte der Schwarzen in Amerika eine Geschichte von Unterdrückung, Diskriminierung und Rassismus, leider bis heute, trotz den Führer der Bürgerrechtsbewegung von Booker T. Washington, W.H.B Dubois, Martin Luther King, Malcom X und vielen anderen. Werden Schwarze häufiger von der Polizei der Polizei kontrolliert, müssen eher mit der Todesstrafe rechnen und sind insgesamt immer noch benachteiligt in vielen Bereichen der amerikanischen Gesellschaft. Das zeigt sich aktuell auch an der Zahl der mit Covid-19 infizierten unter der der schwarzen Bevölkerung (auch anderer Minderheiten wie der spanisch sprechenden Bevölkerung), im Vergleich zur vorwiegend weißen Mehrheit. (siehe Dazu meinen Beitrag vom  9. April 2020)

Aber gleichzeitig entstand auch schon sehr früh eine kulturelle und bis heute lebendige Tradition unterschiedlicher kultureller Beitrage, die die American Mainstream Culture immens bereichert hat. Auf der einen Seite waren es die  durch die Spirituals, die Gospelmusik und der Blues, bis hin zur modernen Jazz Musik. Afroamerikanische Musiker bezeichnen den Jazz als die eigentliche "Classic American Music", auf der anderen war und ist es die Literatur, die das Lebensgefühl, das Leid, aber auch die Freude und Hoffnung der Menschen Ausdruck verliehen, allen voran die Autoren und Dichter der Harlem Renaissance, wie Langston Hughes in seinem Gedicht. DreamsHold fast to dreams/For if dreams die/Life is a broken-winged bird/That cannot fly./Hold fast to dreams/For when dreams go/Life is a barren field/Frozen with snow. Oder: The Negro speaks of the River.  Oder die Roamen und Gedichte Claude McKay und Countee Cullen. Vor allem sein Gedicht Incident, welche die Erfahrung eine achtjährigen Jungen beschreibt, der zum ersten damit konfrontiert wird, dass er schwarz ist.     

In Zeit nach der Harlem Renaissance waren es die drei großen Autoren Richard Wright, [zu R.Wright siehe dazu. Deutschlandfunk vom 4.9.2008] mit seinem Roman mit seinem Roman "Native Son", Ralph Ellison mit Invisible Man und James Baldwin. Vor allem und Baldwin beschreiben das Empfinden und Erleben der Schwarzen in einer von Diskriminierung und Rassismus geprägten  Gesellschaft mit den Begriffen unsichtbar - being invisble (Ellison) und namenlos - no name in the Street (bezieht sich auf eines von Baldwins Prosawerken) beschrieb.


Richard Wright



Ralph Ellison

Den ersten der drei Klassiker, den ich entdeckte und mich veranlasste meinen Schwerpunkt für mein Staatsexamen zu machen, was James Baldwin, insbesondere seine Kurzgeschichte Sonny's Blues. Thematisch ging es um die Identität der "Negroes" im Amerika der 60iger Jahre. Dem Protagonisten gelang mit Hilfe dem Blues seinem von den eigenen Wurzeln und kulturellen Identität  entfremdeten Bruder aus der Mittelschicht in Kontakt zu bringen so mit seiner ewigen Herkunft als auch mit der Geschichte seinen Volkes.

Zeitsprung ins 21. Jahrhundert, genauer ins Jahre 2007. Barak Obama wurde zum ersten Präsidenten Amerikas gewählt. Mit dieser Wahl erfüllte sich sich die langersehnte Hoffnung der Schwarzen einen Präsidenten zu haben, der sie vertritt und eine Ende machte mit alltäglichen Rassismus und Diskriminierung. [NB: Ich erinnere mich an die Tränen, die Senator Jesse Jackson, der erste schwarze Präsidentschaftskandidat,vergoss.]

Kurz vor der Wahl erschien ein Artikel des irischen Schriftstellers Colm Toibin mit dem Titel  "Wir alle haben diesen Zorn".  (F.A.Z vom 25. 10.2008) Er vergleicht darin Barak Obama mit einem der bedeutendsten afro-amerikanischen Schriftsteller, James Baldwin, der mit seinem Roman "Go Tell It On The Mountain" berühmt wurde. Gemeinsam haben beide die Religion. In Go tell it on Mountain schreibe Baldwin  "über die Kraft von Gebet und Predigt für eine ansonsten ohnmächtige Gemeinschaft, die den Gottesdienst, im Kontrast zu der harten Außenwelt, als eine Zeit grenzenloser Möglichkeiten empfand. Obama beschreibe in Dreams of my Father. wie er "....wie er in Chicago den Zugang zur Religion fand, wie er von der Geschichte der Kirche der Schwarzen hörte, „der Religion der Sklaven. 

Das Drama "Blues for Mr Charlie", eines meiner Lieblingsbücher,  spielt in den Sechziger Jahren, in der er der Frage nach geht, ob Amerika den Schwarzen die Anerkennung und Würde zuerkennt, die Ihnen zusteht, kulminiert in der Antwort des schwarzen Predigers Meridian, dessen Sohn von einem Weißer ermordet wurde, weil er ihn angeblich beleidigt hat. „You know, for us, it all began with the Bible and the gun. Maybe it will end with Bible and the gun. In diesem Stück Hier hat sich Baldwin doch sehr von der Kraft der Religion abgewahnt. Jedenfalls zweifelt er zunehmends an der Kraft des Gebets.

Nun scheint es 40 Jahre nach der Ermordung Martin Luther Kings einen Präsidenten zu geben, der eine andere Hautfarbe hat, was Hollywood übrigens schon lange thematisiert hat, wenn man z.B.  an die Staffeln 24 und den schwarzen Präsidenten David Palmer ) denkt. Übrigens spielte auch Morgan Freeman bereits den Präsidenten gespielt.

Vor weniger Tagen erschien nun die Neuübersetzung von Baldwins Roman "Giovannis Zimmer" (eng. "Giovanni's Room). Der Roman handelt von David, dem Ich-Erzähler, der allein in Paris zurückbleibt, weil seine Freundin nach Spanien geht, um über eine Hochzeit nachzudenken. Dann trift er Giovanni, bei dem er einzieht. Dann kehrt Hella, seine Freundin, zurück: er muss ich von Giovanni trennen, und lässt sich auf eine neue Beziehung mit Jacques ein. Dann erfährt er, dass Giovanni von Guilllaume, in dessen Bar arbeitet und in beide sich kennengelernt haben, gefeuert wurde. Am Ende ermordert Gionanni den Barbesitzer Gulliaume und wird am Ende exekutiert. David bleibt mit der Erinnerung und seiner Schuld zurück. "Verstörend und betörend" bezeichnet Andreas Platthaus den Roman, ist aber nicht vollständig mit der Übersetzung einverstanden. (in der F.A.Z. v. April 2020)

Im Jahre 2018 erschien die Verfilmung von Baldwins Roman "If Beale Street could talk". Er spielt in New York, aber Baldwin stammt aus dem Song von W.C Handy. Beale Street in Memphis sei damals zu einer Metapher "...für das harte Los der Afroamerikaner geworden. "Jeder in Amerika geborene Schwarze ist in der Beale Street, ist im Schwarzenviertel irgendeiner amerikanischen Stadt geboren, ob in Jackson, Mississippi, oder in Harlem in New York", so Marietta Steinhart in der F.A.Z v. 6 März 2019.



Hier noch ein paar Clips zum Werk von James Baldwin.