Vielleicht ist es Euch auch schon so gegangen. Ihr habt etwas angefangen, sagen wir mal, etwas gebastelt, einen Brief geschrieben, ein Projekt begonnen. Ihr ward damit jedoch nicht zufrieden und habt das Produkt , die Idee usw. wieder verworfen, habt neu begonnen, und wieder verworfen. Oder etwas funktionierte nicht mehr. Dann wirft man es weg und kauft sich was Neues, weil die Reparatur sich einfach nicht lohnt. Es ist billiger sich was Neues zu kaufen als das Alte wieder herzustellen oder zu richten. Was nicht passt, wird passend gemacht, oder so lange verändert, bis es passt. Das ist wie mit dem Unkraut, das der Gärtner ausreisst, weil es nicht schön ist und anderen Pflanzen, das Licht, die Nährstoffe und das Wasser entzieht. Jesus meint jedoch, man soll das Unkraut nicht zu früh ausreissen, sondern warten, bis die Frucht reif ist.
Wie steht es mit den Menschen, die nicht mehr funktionieren, die "Ausschuss" sind, die versagta haben, verlieren, eben nicht mehr passen ins Schöne und ins Runde? Werden die auch weggeworfen von Gott? Denn, wie oben erwähnt, sind doch unsere Versuche, unsere Entwürfe, das Vorläufige eben eigentlich kein wirklicher Ausschuss, sondern Teilerfolge auf dem Weg zum Endprodukt. Gilt das nicht auf für den Menschen?
Dazu hat Peter Kottlorz einen interessanten Beitrag zur Senderreihe Anstöße auf SWR 1 vom 22. Oktober 2007 geschrieben, den er mit dem Titel Lob des Ausschusses überschrieben hat. Darin schreibt er: "Also, ich plädiere für ein Lob des Ausschusses, für mehr Geduld und mehr Gutmütigkeit mit uns selbst. Bei den Werken, die wir schaffen und gerade auch bei denen, die wir nicht schaffen. Denn wir sind Gott sei Dank keine Maschinen, sondern Menschen. Und die funktionieren erstens nicht und zweitens nicht immer gleich. Oder wie hat es noch der Künstler Friedrich Hundertwasser gesagt „Die gerade Linie ist gottlos“.
Also, Gott mag es scheinbar nicht quadratisch, praktisch, gut, sondern er bevorzugt offensichtlich das Krumme, das Unperfekte, das Unfertige, weil es noch wachsen, sich entwickeln will und gedeihen kann. Also mag er mich auch so wie ich bin, denn wer kann schon von sich behaupten, dass er "fertig", sprich vollkommen, ist? Manchmal führen eben die krummen Wege zu Gott.
Und übrigens zum Thema "Reparatur": wenn wir an das Jüngste Gericht glauben, an dem wir gerichtet werden, so heisst eben "gerichtet", dass Gott uns so richtet, wie wir ein Fahrrad "richten", wenn es kaputt ist. Dann macht man es auch nicht kaputt, sondern richtet es, macht es wieder ganz.
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