"Richtet nicht, damit Ihr nicht gerichtet werdet." Dieses Zitat am Schluss der Bergpredigt ist für Eugen Drewermann so etwas wie der Kern der Botschaft des Mannes aus Nazaret und die Kurzformel für eine kulturelle Revolution, die er angesichts der neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung zur Frage, ob der Mensch einen freien Willen habe, entwickeln möchte. Wie sollten uns selbst und die anderen sehen als sich selbst verloren gegangene Wesen.
Zu diesem Thema sprach Eugen Drewermann am 22. April 2008 im Stuttgarter Hospitalhof. Wie könne man Menschen verurteilen, wenn sie für ihre Taten gar nicht verantwortlich seien? Neueste Erkenntnisse der Hirnforschung scheinen die Versuche von Libet in den 70iger Jahren zu bestätigen. So hat John-Dylan Haynes, seit kurzem Professor am Bernstein-Center for Computational Neuroscience Berlin herausgefunden, dass man bis man Handlungen bis zu 10 Sekunden voraussagen kann. Folgt daraus, dass der Mensch keinen freien Willen habe, wie Hirnforscher wie Wolf Singer und Gerhard Roth schon seit geraumer Zeit behaupten? Dazu schreibt Ulrich Schnabel in DIE ZEIT: Gibt es also tatsächlich keinen freien Willen? Entscheidet das Gehirn quasi an unserem Bewusstsein vorbei? So einfach macht es sich Haynes nicht. Der Slogan »Freiheit oder Gehirn« ist ihm viel zu plump. Denn erstens sei das Gehirn ja Teil unserer Person; und zweitens müssten die Hirnprozesse konsistent sein mit all unseren Überzeugungen und Werten. »Wenn es manchmal heißt: ›Mein Gehirn hat so und so entschieden, ich kann nichts dafür‹, dann ist das Quatsch«, ärgert sich John-Dylan Haynes.
Allerdings habe schon Freud die Willensfreiheit des Menschen durch die Entdeckung des Unbewussten bezweifelt,wenn er auch als Ziel der psychoanalytischen Methode formulierte: "Wo es war, muss ich werden". Heute weiss man, dass diese Lustzentrum des Es sich im mesolimbischen Bereich unseres Gehirn befindet. Durch die bildgebenden Verfahren könne man heute viele der Freudschen Theorien jetzt wissenschaftlich bestätigen. Die Grenze zwischen Psychoanalyse und Neurologe sei gar nicht mehr so groß.
Wenn die Hirnforschung den freien Willen endlich ad absurdum führen könnte, so hätte das ernthafte Auswirkungen, z.B auf unser Menschen und die Rechtsprechung. Nach Eugen Drewermann bräuchte diese Menschen eben nicht die Bestrafung und um so mehr Verständnis, indem wie endlich die Botschaft, die wir seit 2000 Jahren kennen, ernt nähmen. Nicht Vergeltung, sondern Mitmenschlichkeit durchkreuze den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt.
Diesen Herausforderung müsse sich die Theologie auch stellen. Denn der Freiheitsbegriff sei kein Begriff, zu de die Naturwissenschaften Aussagen machen könnten und dürften. Und natürlich können wir nicht jede Entscheidung bewusst treffen. Sich auf Hegel beziehend sagte er: "Freiheit ist die erkannte Notwendigkeit". Und wenn wir lernten Menschen und ihre Handlung zu verstehen, durch die Kenntnis von Seele und Körper, so könnten wie niemand mehr verurteilen. [Mehr dazu im ZDF-Nachtstudio über die Unsterblichkeit der Seele]
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