Freitag, Mai 23, 2008

Indiana Jones und die Suche nach Religion

Seit 19 Jahren wartete die Fan auf die dritte Fortsetzung. In Cannes wurde "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädel" zum ersten Mal gezeigt. Hier geht es zur Official Website.



Lang erwartet und doch durchgefallen? Der Film von Stephen Spielberg und Georg Lucas wurde mit viel Vorschusslorbeeren bedacht, konnte aber am Ende nicht überzeugen, wenn man der Kritik glauben darf. Auch das Publikum reagierte anscheinend verhalten. [Mehr auf FAZ.net......] So urteilt Martin Wolf im Spiegel-online vom 18. Mai 2008 : " Nimm den Hut, Indiana Jones!" und schliesst: "Indiana Jones jedoch, und das ist die gute Nachricht, findet schließlich seinen Frieden: Er heiratet und führt seine Braut aus der Kirche. In der allerletzten Einstellung nimmt er, im Wortsinn, seinen Hut. Danke, Indy, es reicht!" Und Verena Lueken urteilt über den Film in der FAZ-Online: "Den extremen Erwartungen könnte nur ein Meisterwerk entsprechen, und das ist der „Kristallschädel“ nicht. Aber dennoch: " [...] der Film macht von Anfang an sehr viel Spaß in seiner ein wenig gestrigen Anmutung, mit seinen sorgfältig gebauten Retrosets, seiner Selbstironie und den Zitaten aus den vorangegangenen drei Episoden, in denen Indiana Jones auf der Suche nach prähistorischen Objekten seine Abenteuer bestand. Indiana Jones - so wie ihn sich jeder echte Sohn wünscht."

Vielleicht ist der Film altmodisch, weil er weitgehend auf Computeranimation verzichtet und Harriosn Ford viele Stunts auch selber macht, wie er in einem Interview gestanden hat. Dennoch wird, wie in den drei Vorgängerfilmen auch hier die religiöse Suche nach Identität sichtbar. Wie die Vorgänger ist auch dieser Film ein druchaus religiöser. Religionen spielten immer eine Rolle, wie Georg Sesslen bemerkt: ".... wie seinen Papa, so sucht Indiana Jones offensichtlich auch eine religiöse Identität, die er nicht in einer Idee oder einem Glauben, sondern in einem »mächtigen Ding« vermutet, das Jüdische (im ersten Film: Raiders of the Lost Ark), das Hinduistische (im zweiten Film: Indiana Jones and the Temple of Doom), das Christliche (im dritten: Indiana Jones and the Last Crusade), nun im vierten Film der Serie (Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull) eine Mayalegende oder esoterische Mystifikation. Auf jeden Fall geht es wieder um nichts weniger, als herauszufinden, wo die Menschen herkommen, ob aus der Macht der Götter oder aus dem Urschlamm der Geschichte. Vielleicht treibt sich Indiana Jones im Grenzgebiet zwischen Familienroman und Kosmologie herum, weil er genau das nicht herausgefunden hat. " Die Aufgabe diesmal: "Vater werden und doch Kind bleiben". (vgl. Seesslen, Die Rückkehr der alten Männer, in DIE ZEIT Nr. 21, 15. Mai 2008, 52. Damit folgt auch der vierte Streifen dem Monomythos der Heldenreise, wie ihn der Mythenforscher Joseph Campbell in seinem Buch "Der Heros in tausend Gestalten" bschrieben hat. Und Seesslen schreibt, dass der Film immer wieder wieder neu am Schnittpunkt zweier mythopoetischer Systeme - dem Spieberg- und dem Lucas-System - entstehe: "Das Spielberg-System ist liberal, humanistisch, familiär und neurotisch. Das Lucas-System hingegen alttestamentarisch, heroisch, imperial und paranoisch. Dass beide Systeme nicht vollständig ineinander aufgehen, macht vielleicht das Reizvolle der Figur aus. Beide Erzählsysteme aber, auch das muss man sagen, nähern sich ihrem Ende. Sie sind auf mehr oder weniger entspannte Weise auserzählt, sie wurden mehr oder weniger selbstironisch aufgelöst."

Besonders gefällt mir der Schlusssatz von des SWR3-Kinotipps, dass der Film sich nahtlos an die Reihe einfüge: Spielberg und Lucas haben nichts modernisiert und alles so altmodisch gelassen wie es war. Das ganze ist einfach nur ein herrlicher Abenteuerfilm. Prall, bunt, laut und actionreich. Absolut naiv, unlogisch und kindisch. Und genau deshalb macht er so Spaß..." Seien wird gespannt. [siehe auch die Photostrecke Abenteuer Mit Hut und Schlangenphobie]

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