Die Rede von Gott im Alten und Neuen Testament ist immer noch stark geprägt von einem männlich-väterlichen Verständnis und damir eben einer patriarchalischen Orientierung verhaftet. Über 6800 mal wird Gott als "Herr; Seigner, Lord" usw. übersetzt (vgl. Othmar Keel, 2008, 8) Es wird vom "Gott der Väter" gesprochen. Auch Jesus bezeichnet Gott als seinen Vater. Wenn aber Gott Mann und Frau als sein "Ebenbild" geschaffen hat (vgl. Gen1, 27), wenn Mann und Frau "gemeinsam den Menschen abgeben, kann auch das Göttliche nur aus einer polaren Einheit von Männlichem und Weiblichem bestehen." (Christa Mulack, 1989, 9). Und Mulack fährt fort, "...dass es genauso legitim und selbstverständlich sein muß, von der Gottheit als Mutter, Tochter und Heiliger Geist zu reden." (ebd. 17) Der Gott des AT besitzt nicht nur männlich-väterliche Züge, sondern kann auch wie eine Mutter sein (vgl. Jes 66. 13) Vor allem die Weisheit (griech. Sophia; vgl. Sophie Neveu in Der Da Vince Code) ist weiblich und durchwaltet "voll Güte das All." (Weis 8, 1). Sie ist nach Aschera die zweite weibliche Partnerin Jahwes (vgl. Otthmar Keel, 2008, 15. Vermutlich wurde sie noch als Baumgöttin im Tempel Salomons verehrt, bevor die Weisheit sie ersetzte (vgl. ebd. 15; 36). Sie ist das Prinzip der Schöpfung (vgl. Othmar Keel, 2008, 16) Für die feministische Theologin Elizabeth A. Johnson ist es der GEIST=SIE, wie sie das weibliche Prinzip Gottes nennt, welcher aus Wüste einen Garten macht (vgl. Jes 32, 15; vgl. Johnson, 1994, 188). Sie schreibt: "Der GEIST=SIE ist mehr als das klischeehafte, partriarchale Weibliche; sie ist .....ein Verstandeswesen, unendlich hinsichtlich der Krfat, unbemessen hinsichtlich Größe, mit Zeiten und Ewigkeiten nicht zu messen, mit seinern Gütern freigiebig (Basilea von Caesarea). Wenn mit Geist-Sophia vor Augen der Frauen als imago Dei gesehen werden, kommt Möglichkeit für die Integrität von Frauen jenseits der Dichotomisierung ins Blickfeld. (ebd. 207). Elizabeth Johnson sieht diesen GEIST=SIE im besonderem Maß wirken in Jesus Christus und bezeichnet ihn als Jesus-Sophia (vgl. ebd Kap. 8, S. 209ff; .)
Die Ausstellung Gott Weiblich geht diesen "verborgenen Seiten des biblischen Gottes nach. Othmar Keel will zeigen, dass die ausschließlich männliche Gestalt des Göttlichen von den biblischen Schriften her betrachtet nicht gerechtfertigt ist." (Othmar Keel, 2008, 9) In Jahwe versteckten sich zahlreiche weibliche Aspekte (vgl. ebd. 13).
Am Beispiel der Eva kann dies gezeigt werden. Eva, als unheilvolle Sünderin verdammt, ist immer auch die Mutter alles Lebendigen (vgl. Gen 3,20) und verkörpere damit "Göttlichkeit" wie weitere atl. Frauen wie Judith oder Ester (vgl. ebd. 17). Elga Sorge sieht in der Sündenfallgeschichte Reste einer Tradition von der Stärke und Klugheit der Urmutter Eva, die dann umgedeutet wurde. Es gehe um die Okkupation der Zeugungskraft durch den Mann" (Sorge, Religion heute 3, 1981, zit. in: Werner, Materialien Mann und Frau, Suttgart, 1992, 28), um so das Patriarchat letztlich zu legitimieren. Eva sei die Theologin und Interpretin (Phyllis Trible), während Adam still und passiv sei.
Viele Kulturen verehrten auch Baumgottheiten. "Die Vitalität vieler altorientialischer Göttinnen manifestierte sich in Pflanzen und Bäumen." (Keel, 2008, 77). Auch im AT fänden sich Spuren weiblicher Göttlichkeit oder göttlicher Weiblichkeit. Aschera (siehe oben, vgl. auch Gerstenberger, 1988, Jahwe und seine Aschera) hatte oft die Gestalt eines Baumes (vgl. ebd. 18). "Du sollst neben dem Altar des Herrn.....keinen heiligen Pfahl, keinerlei Holz einpflanzen." (Dtn.16,21.)" Die Göttin Aschera wurde oft in Gestalt eines Baumes dargestellt. [mehr....über Baumgöttinnen]. Unter den Reformbemühungen des König Joschija wurde sie dann enfernt und damit der eigentliche Monotheismus begründet, unterstützt durch den Propheten Jeremia.
Die Ausstellung in Rottenburg will zeigen, "dass die Erfahrungen Israels mit dem Göttlichen nicht ausschließlich männlichen Charakters waren....Es ist Zeit, die weiblichen Züge Gottes [wieder; d.V.] in der Vordergrund zu rücken und stärker zu gewichten. " (Vgl. eb.d 20) Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass im Christentum dannn viele weibliche Aspekte der altorientalischen Göttinnen-Ikonographie in das christliche Symbolsystem aufgenommen und auf Maria, die Himmelskönigin übertragen wurde. (Siehe hierzu Othmar Keel, 2008, Das Göttliche in weiblicher Gestalt neben dem und im christlichen Symbolsystem, 130-137. [Weitere Bilder der Ausstellung hier klicken].
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