Das 1961 durchgeführte Experiment von Stanley Milgram über blinder Gehorsam gilt neben den Experimenten von Solomon Ash über Konformität und das Standford Prison Experiment von Philipp G. Zimbardo als das klassische Experiment der Sozialpsychologie über das Autoritätsverhalten des Menschen.
Allerdings gab es in den letzten Jahren immer wieder differenzierte Analysen. Der Soziologe Matthew Hollander (Vgl.Jana Hauschild, Milgram: Widerstand statt Unterwerfung, in PH 11, 2015, 9) konnte nun anhand der Tonbandaufzeichnungen durchaus Zeichen des Widerstandes aufzeigen.
Wurden die Probanden darauf hingewiesen, dass Sie etwas für die Wissenschaft leisteten, so war der Widerstand geringer, aber kann könne, so Jana Hauschild (vgl. a.a.o.) nicht von blindem gehorsam sprechen. Ähnlich hatte bereits Erich Fromm in seinem Buch Anatomie der menschlichen Destruktivität argumentiert. Fromm war der Auffassung, dass keiner der Probanten leichtfertig die Stromstöße verabreicht habe, sondern nur unter dem vermeintlichen Druck es sei wichtig für die Wissenschaft. Alle hätten sichtlich "gelitten" unter der Aufgabe. Darauf lasse doch schließen, so Fromm, dass der Mensch eine ethische Verantwortung sprich Gewissen in sich trage, die nicht so leicht zum Schweigen gebracht werden könne (vgl. Fromm, Anatomie der menschlichen Destruktivität, Über psychologische Experimente, 64-90, hier S 67f.
Weitere Literatur: Ursula Nuber, Öfter mal nein sagen!, in: PH 11, 2011, 20ff; Eva Tenzer, Milgram heute. s Gehorsam (vgl. auch “Das weiße Band” - PH 12, 2010); Alexander Hasmalm/Stephen D. Reicher, Die Logik des Bösen, in: PH 11, 2008, 46ff.
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