Montag, Juni 15, 2020

Aktueller Film Tipp: "Da 5 Bloods" von Spike Lee

"Da 5 Bloods" - der neue Film von Spike Lee. 

Spike Lee war schon immer ein Filmemacher, der durch politisch motivierte Filme bekannt wurde, die die Lebenswirklichkeit afroamerikanischen Leben in der Gesellschaft thematisiert. Dazu gehören Filme wie Do the Right Thing  (1989), Mo' Better Blues (1990), Boyz n the Hood" Malcom X (1992),  Chi Raq  (2015) - einer der Filme, "die Jahr 2020 dringend braucht", so Dietmar Dath (F.A.Z, 6.2020) - , oder Blackklansman" (2018). [Anm.1. zu den Trailer, siehe unten]  

Sein neuer Film Da 5 Bloods ist ein Film, der  angesichts der aktuellen und angespannten Lage rund um die Ermordung von Floyd George und die daraus resultierenden  andauernden Demonstration  für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, kaum aktueller sein kann. Denn im wesentlichen lassen sich die Ereignisse immer wieder auf einen systematischen und institutionellen Rassismus zurückführen, der seit Jahrzehnten andauert.Dietmar Dath nennt den Film einen "Black-Lives-Matter-Kriegsveteranenkrimi". Interessanterweise kommt der Film nicht in die Kinos, sondern ist ab heut auf Netflix zusehen. Die Handlung: "From Academy Award® Winner Spike Lee comes a new joint: the story of four African American Vets - Paul (Delroy Lindo), Otis (Clarke Peters), Eddie (Norm Lewis), and Melvin (Isiah Whitlock, Jr.) - who return to Vietnam. Searching for the remains of their fallen Squad Leader (Chadwick Boseman) and the promise of buried treasure, our heroes, joined by Paul's concerned son (Jonathan Majors), battle forces of Man and Nature - while confronted by the lasting ravages of The Immorality of The Vietnam War." (Netflix, ImdB.com)

Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass Bücher und Filme oft aufgrund ihrer "subjektiven Sicht" auf die Wirklichkeit stärker auf die wirklichen Themen und Missstände hinweisen können, als eher wissenschaftlich fundierte Analysen und Darstellungen, sprechen Bücher und Filme ja gerade die emotionale Ebene des Lesers oder des Zuschauer an. Als Englischlehrer galt mein Interesse immer auch dem Thema Literature as "Landeskunde", um über Filme Verständnis für Geschichte, Gesellschaft und Kultur einen Landes" verständlich machen.

Zur Handlung: 
Der Film beginnt mit einer Reihe von Sequenzen aus den 60iger und 70iger Jahren. So erklärt Muhammad, warum er nicht am Krieg teilnehmen könne,  „because I can’t shoot my brothers“, keiner habe ihn „nigger“ genannt. Malxom X wird gezeigt. „When you take 20 million black people and make the fight all your wars, and pick all your cotton and you never give the any realy recompense, sooner or later their allegiance towards you is going to wear thin“. Mit dieser Eröffnungssequenz damit wird gleich zu Beginn klar, worum es in diesem Film geht - die Jahrhunderte alte Geschichte der schwarzen Bevölkerung seit den Anfängen der Sklaverei. Der Vietnam-Krieg gibt Lee einerseits anhand des ungerechten Krieges eine historische Episode diese Ungerechtigkeit dem Zuschauer vor Augen zu führen, auf der anderen auch aufzuzeigen, welche Auswirkungen, welche Auswirkungen der Krieg in Fernost bis heute haben. So sagt Paul zu den vietnamesischen Kriminellen, die ihn im Dschungel gefangen genommen haben; "That was not our war. We fought an immoral war..for rights we did not have." 

Wir begegnen  vier ehemaligen Vietnamsoldaten – sie nennen sich gegenseitig Bloods - , die sich nach langer Zeit das erste Mal wieder in einem Hotel im ehemaligen Saigon treffen, um ihren zurückgelassenen Kameraden Storming Normann zu finden und zurückzubringen. Dazu haben sie einen vietnamesischen Führer angeheuert, der die Veteranen vier mit den Worten „Welcome back in Vietnam“ begrüßt. Es gibt immer wieder sehr witzige Dialoge.

Als jedoch ein kleiner Vietnamesenjunge auf einem Beinhumpelnd an den Tisch kommt und bettelt, schicken sie ihn weg.  Beim Verlassen der Bar, zündet dieser ein paar Knaller, und man sie, wie sich alle vier blitzartig auf den Boden werfen. Das Trauma des Krieges ist immer noch allgegenwärtig, wie auch das Trauma der Schwarzen seit Jahrhunderten.

Ein weitere Grund liegt in der Bergung eines Goldschatzen, den die Bloods damals versteckt hatte, um ihn später zu holen, "torepossess", wie es Stormin's Norman, der gefallene Kamerad . „ We bury it now,,…. We  say the VC got it“. Es sei kein Diebstahl, sondern weil…“we were the very first people that died for this red, white and blue.“. Und wir lernen, dass Brother Crispus Attucks der erste Schwarze gewesen sei, der für Amerika der während des Boston Massacres sein Leben ließ. Amerika würde ihnen was schulden. „We built this bitch.“ [Anm 2..] Jetzt wollen sie es wieder in Besitz nehmen und  zurückengeben „every brother and sister stolen from Mother Africa to Jamestown, Virgina….and give this gold to our people.“

So wird schon zu Beginn die Intention Lees sichtbar. Sein erstes Zeichen setzt Lee setzt gleich am Anfang der Geschichte. Man sieht die 4 Kameraden in einer Disc tanzen, und im Hintergrund siewht mal eine übergroßen Filmplakat von Apokalypse Now von Francis Ford Coppola aus dem Jahr 1979, einer von vielen Anti Vietnam-Filme aus den Siebziger und Achtziger Jahren.  Auch die Rambo-Filme und Texas Rangers werden erwähnt, aber Spike Lee will seinen Film eben nicht einen weiteren Anti-Kriegsfilm verstehen, sondern er möchte „die Bebilderung nicht allein Hollywood überlassen“, schreibt Wenke Husmann, (Die Zeit v. 11. Juni 2020). Gleichzeitig entwirft eine Sicht auf die Geschichte der Afro-Americans, ihrem Leid un ihrer Hoffnung, dass Amerika sie jetzt endlich wahrnehme und respektiere. Viele fühlen sich immer noch „unsichtbar“ (Ralph Ellisson’s Invisible Man) oder „namelos“ (James Baldwin, No Name in the Street), Metaphers zweier berühmten schwarzen Schriftsteller, die sicher auch heute noch gültig sind, aktuell die Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung.

Anm. 2:  Nachdem die USA immer stärker in den Krieg hineinziehen ließen, wurde deshalb ein Draft-System, also was wie eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Vorzugsweise wurde junge Männer aus eher armen Verhältnissen rekrutiert, insbesondere Schwarze. Dieses System war im wahrsten Sinne eine große Ungerechtigkeit. Umgehend konnte man das nur durch Heirat oder Flucht nach Kanada oder eben die Eltern war einflussreich und reich, wie CCR in ihrem Song „Fortunate Son“ sangen. 
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Anm. 1: Trailer

Anm.2:  "We built this bitch" . Dieser Satz erinnern an Auffassung vieler Afro-Amerikaner, dass Amerika so groß sei, weil es die Schwarzen dazu gemacht hätten. Im Ralph Ellison beschreibt eine Episode in seinem Roman "Invisible Man", wie sein Hauptfigur eine einige Monate in einer Farbenfabrik arbeitete. Seine Aufgabe war es, die die weißeste weiße Farbe (sic!) herzustellen, in dem er einen Tropfen schwarze Farbe hinzufügen sollte. 

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